Übersicht: Spannende Wanderungen mit Kindern südlich von München

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Der Speibenkäs - auf der Suche nach Pfaden von 1864
März - Oktober 2014
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Als ich Anfang 2014 die Wanderung durch den Speibenkäsgraben recherchierte, die ich auf Martins Blog und im roBerge-Forum entdeckt hatte, scrollte ich im Bayernatlas ein bisschen durch die Satellitenbilder. Und dabei fiel mir der gewaltige Einschnitt östlich auf, der zwar einen eigenen Namen hatte (was um alles in der Welt soll eigentlich ein "Speibenkäs" sein???), aber laut aller Karten völlig wegfrei war. Dass da nicht zumindest irgendwo ein Jägersteig sein sollte, konnte ich nicht so recht glauben. Allerdings fand sich im Internet nicht eine einzige Beschreibung zu diesem Gebiet oder dem ebenfalls weglosen Spitzberg.
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Zeitgleich stieß ich zufällig im Abseits-Aufwärts-Blog auf die Verlinkung des historischen Kartenmaterials der Uni Greifswald, und da ich ja gerade im Isarwinkel herumstöberte, schaute ich mir spaßeshalber das Kartenblatt zu Riss mit der Uraufnahme von 1864 an. Und da klappte mir die Kinnlade herunter, denn dort war, wenn auch schlecht erkennbar, eindeutig ein ganzes Wegenetz an senkrechten Aufstiegen und waagerechten Querungen im und rund um den Speibenkäs eingezeichnet.
Jetzt war natürlich meine Neugier geweckt, und dank eines Kontakts im Landesvermessungsamt bekam ich dort eine hochauflösende Kopie der Karte, in die der Topograph von Hand die Abweichungen zur Uraufnahme eingezeichnet hatte, die er 1890 bei einer Begehung festgestellt hatte. Nachdem ich die auf die Satellitenaufnahmen des Bayernatlas georeferenziert und ausgedruckt hatte, stiefelte ich im März los, um die alten Pfad wieder aufzuspüren.
7 Mal war ich nun dieses Jahr im Speibenkäs, denn schon nach dem ersten Besuch hat mich dieses Gebiet derart fasziniert, dass ich auf der Rückfahrt in Gedanken immer schon gleich die nächste Tour plante. Es begann natürlich auch hervorragend, denn schon beim ersten Versuch entdeckte ich einen der alten Aufstiege, der zwar schon seit Ewigkeiten nicht mehr begangen wurde, aber dessen Stufe im Hang bei passender Grashöhe und den richtigen Lichtverhältnissen immer wieder erkennbar ist. Selbst die Verbindung zwischen Speibenkäs und Speibenkäsgraben, die die Fortsetzung des Jägersteigs zwischen Rißsattel und Speibenkäsgraben bildet, ließ sich mit viel Mühe aufspüren und (wenn auch nicht ganz ungefährlich) noch begehen.
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Die folgenden Besuche waren dann sehr wechselhaft (obwohl ich jedes Mal abends im selben Maße erschöpft und dreckig am Auto ankam ;-)). Leider sind viele der alten Pfade verschwunden, vor allem dann, wenn sie irgendwo durch einen Felseinschnitt führten. Bis dorthin waren sie oft noch aufzuspüren, im Fels aber glattgewaschen und dahinter dann verschwunden. Andere Teilstücke waren aber noch da, auch wenn sie manchmal erst nach mühsamer Suche oder aus dem richtigen Blickwinkel identifizierbar waren, manches ließ sich durch wegloses Gehen ersetzen, und für den Pfad Richtung Achneralmwiese, der genau wie der Uferpfad zwischen Vorderriß und Friedlalmwiese erst Mitte des Jahres aus der Vermessungsamtskarte gelöscht wurde, gab es sogar bei Regina Rau einen inzwischen nicht mehr zugänglichen Bericht, der zumindest einen Teil als noch vorhanden beschrieb.
Eigentlich wollte ich alle gefundenen Wege in einer umfangreichen Berichtsseite dokumentieren, weil ich anfangs nicht dachte, dass sich daraus Touren für die Kinder machen lassen würden. Aber inzwischen bin ich eine der Runden mit Florian gelaufen und habe die entsprechend aufbereitet. Eine zweite wird vermutlich folgen und dann fast alles an Pfaden abdecken, was noch einigermaßen gut zu gehen ist.
Damit aber auch die Infos zu den kleinen, dort nicht dokumentierten Abschnitten (oder z.B. Auffinden in der Gegenrichtung) nicht wieder verloren gehen (wer weiß, vielleicht sucht in 20 Jahren ja wieder mal jemand nach den Pfaden?), packe ich einfach alles an Fotomaterial hier auf die Seite. Neuer sind im Zweifel die Beschreibungen auf den Tourenseiten, dafür finden sich hier aber auch ausführlichere Bildstrecken für Teile, die dort nur knapp beschrieben sind. Manches, das ich schon vor der Tour mit Florian ausgearbeitet hatte, ist hier richtig dokumentiert, für anderes gibt es nur die kommentarlosen Fotostrecken, die ich mir nach jeder Wanderung selbst gezeichnet hatte, um den Pfad beim nächsten Mal wiederfinden zu können.
speibenkaes3.jpg Es ist nämlich keineswegs so, dass man eine Spur, die man einmal entdeckt hat, beim nächsten Besuch automatisch wiederfindet! Insbesondere nicht, wenn das Gras zu hoch steht. Meinen ersten Pfad, den ich im März entdeckt und im Mai nochmal gelaufen war, konnte ich bei einem Besuch mit Steffi im Juni unter dem grünen Gras selbst nicht mehr sehen, obwohl ich mit dem Ausdruck in der Hand genau auf der Spur entlanglief. Es ergeht also hiermit der Aufruf an alle Abseits-Aufwärts-Fans und ähnlich gelagerte Naturfreunde: Helft mit, die Pfade im Speibenkäs zu erhalten, indem ihr ein bisschen auf ihnen entlangtrampelt und ihre Spuren somit wieder sichtbarer macht :-) Wer ohne langes Suchen einfach nur eine abgeschlossene Wanderung unternehmen will, findet hier und in den Tourenbeschreibungen hoffentlich alle Informationen. Aber auch, wer lieber selbst sucht und Freude am Auffinden verfallender Spuren hat, sollte nicht zu kurz kommen: wenn man sich einen Ausdruck der Google-Map oder dem Bayernatlas mit dem KML-Overlay macht, sollte man allein damit in der Lage sein, die Wege zu finden. Ich hatte damals ja auch nicht mehr Infos. Allerdings würde ich so eine Suche möglichst vor Mitte Mai oder im November unternehmen, sonst tut man sich mit dem Gras wirklich schwer, die Pfade zu erkennen!
Ach ja, und bevor ich allzu sehr verbal geprügelt werde, weil hier jeder Meter fotografiert ist, möge man bitte bedenken, dass es mir nicht darum ging, einfach nur irgendwo eine Route hinauf zu entdecken. Ich wollte die alten Pfade finden und darum ist jedes Stück eindeutige Spur dokumentiert. Gewissermaßen als Chronik, aber auch für die, die vielleicht ebenfalls Freude daran haben, genau auf dem alten Weg entlangzusteigen und nicht 2 Meter daneben :-)
speibenkaes2.jpg Das "Problemkind" des Gebiets ist übrigens der bis vor kurzem noch in der Karte verzeichnete Pfad Richtung Achneralmwiese, der die Achneralmwiese mit der Lainer Alm verbindet. Er wird laut den Bayerischen Staatsforsten seit 30 Jahren nicht mehr "benötigt" und infolgedessen auch nicht mehr gepflegt. Er ist im Moment schon nicht mehr auf der ganzen Länge gefahrlos passierbar, aber zumindest lassen sich die aktuellen kritischen Stellen umgehen. Meine Bitte um Renovierung wurde sowohl von den Forstverwaltungen als auch von der Gemeinde Jachenau mit der Begründung abgelehnt, dass man aus Wild- und Naturschutzgründen in dieses "ruhige Gebiet" durch eine Wegsanierung keine Touristen locken wolle. Dass zu jedem Jägerstand östlich des Speibenkäsgrabens ein Fahrweg gebaut wurde, war den Belangen von Wild und Naturschutz in der Tat bestimmt viel förderlicher als ein 150 Jahre alter Wanderpfad, über den sich nach einer Sanierung sicherlich grölende Touristenhorden durch den Wald wälzen würden.
Ein letzter Hinweis: Da ich diese Seite nicht so wirklich pflege, sondern sie zu ganz verschiedenen Zeiten "zusammengeschustert" wurde (darum auch die ganz unterschiedlichen Beschreibungsarten), wimmelt sie vermutlich von Rechtschreibfehlern, toten Links (auf die darf man mich gerne hinweisen) und enthält evtl. auch einige überholte Informationen. Am aktuellsten sind in jedem Fall Tourenberichte und die darin enthaltenen PDFs (z.Z. nur die eine Tour mit Florian).
Wanderkarte im Bayernatlas mit allen von mir begangenen Wegen als Overlay. Farben siehe Google-Map.
Wanderkarte im Bayernatlas mit den historischen Pfadverläufen als Overlay.
Google-Map mit 3 einblendbaren Ebenen: alle von mir begangene Wege; historischer Pfadverlauf; Tour mit Florian. In der "Speibenkäs heute"-Karte bedeuten die Farben folgendes:
  • Grün - gut zu findender Pfad
  • Gelb - teils gut, teils (sehr) schlecht erkennbare Abschnitte
  • Rot - nur im Frühjahr/Spätherbst erkennbar, bei hohem Gras unmöglich zu finden
  • Blau - weglos
  • Hellblau - weglos mit gelegentlichen Wildwechseln
KML-File mit allen begangenen Wegen
KML-File mit historischem Pfadverlauf
Speibenkäs-Tour mit Florian
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Hinweise zum Naturschutz im Speibenkäs-Gebiet
Auch wenn der Speibenkäs anders als das benachbarte Fischbachl nicht mehr im Naturschutzgebiet Karwendel liegt, sondern "nur" im Landschaftsschutzgebiet "Sylvensteinsee und Oberes Isartal" sollte man sich hier genauso rücksichtsvoll bewegen, denn obwohl man sich die meiste Zeit auf den zumindest noch schwach vorhandenen, historischen Pfadverläufe bewegt, gibt es doch auch einige weglose Abschnitte. Offene Grashänge oder sehr lichten Wald betrachte ich dabei in Bezug auf Wild als kein Problem, denn sonst dürfte man nirgendwo mehr einen Wald betreten. Aber wo die Bäume dichter stehen, kann es natürlich sein, dass sich Tiere dort verstecken oder ihren Nachwuchs zur Welt bringen. Solche Bereiche sollte man meiden.
  • Der Hinweg bis zum Speibenkäs (und ggfs. weiter zu den Almwiesen) sowie der gesamte Rückweg nach dem Abstieg vom Spitzberg verlaufen auf deutlichen Pfaden und sind unproblematisch. Dasselbe gilt für den direkten Aufstieg im Speibenkäsgraben und den Rückweg über den Jägerpfad.
  • Der weglose Aufstieg im Haupteinschnitt, entweder durch den Bach oder auf der Suche nach dem alten Verlauf, führt durch einen offenen Grashang mit lichtem Baumbestand. Das ist kein Rückzugs- oder Setzgelände für Wild und daher nach meiner Meinung mit gutem Gewissen begehbar. Wenn man oben allerdings nicht wie auf meiner Tour mit Florian in direkter Linie weiter durch den Hang hinauf steigt, sondern nach rechts in Richtung alter Pfadverlauf quert, durchquert man bis zum Spitzberg sehr viel dichtes Waldgelände, und dort habe ich tatsächlich auch irgendein Tier aufgeschreckt, dass ich dann, als ich auf dem Kamm angekommen war, unterhalb noch gehört habe. Das ist auch tatsächlich ein typisches "Versteckgebiet", das man aus Rücksicht auf das Wild lieber meiden sollte.
  • Zwischen Schürpfeneck und Spitzberg bewegt man sich auf einem Wildwechsel im meist sehr lichten Gelände, da sehe ich keine Probleme. Im Bereich des Spitzberg, wo der Rücken breiter wird, nehmen aber auch die dichten Fichtendickichte ;-) zu, und da sollte man versuchen, immer möglichst auf der Spur zu bleiben und/oder die offenen Stellen zu wählen und sich nicht durch die Bäume zu zwängen. Wer zum Ostgipfel quert, kann es nicht vermeiden, dass er 2x durch die Fichten hindurch muss, das sollte man dann sehr vorsichtig tun und falls man im Dickicht z.B. Jungtiere entdeckt, lieber einen großen Bogen um die Stelle schlagen.
  • Sowohl unser Weg zwischen Schürpfeneck und Spitzberg sowie der beschriebene Abstieg von dort wurde exakt so auch von den beiden Jägern/Förstern genommen, die Florian und ich trafen. Das konnten wir an den vielen frischen Fußabdrücken im Schnee und Matsch eindeutig erkennen. Man quert sowieso kein besonders dichtes Waldgebiet, aber wenn sogar die Jäger diesen Weg nehmen, darf man wohl zusätzlich davon ausgehen, dass hier keine besonders sensiblen Wildrückzigsgebiete berührt werden.
  • Auch der letzte weglose Aufstiegsteil zum Schürpfeneck und die untere Querung zwischen Speibenkäs und Speibenkäsgraben verlaufen durch offene Grashänge oder sehr lichte Waldstücke. Dasselbe gilt für den Abstieg vom Ostgipfel über den Kamm oder die Querung auf dem Rücken zwischen Speibenkäs und Rißsattel. Hier handelt es sich um ganz normales, nicht dichtes Waldgelände, in dem die Tiere auch jeden Wanderer schon von weitem hören und wittern können.
Natürlich gilt in allen Bereichen, dass man versucht, keine nachwachsenden Fichten oder sonstige Pflanzen plattzutrampeln. Und natürlich, dass man keine unter Naturschutz stehenden Pflanzen mitnimmt etc. Das gilt insbesondere für den Frauenschuh!
Eine abweichende Meinung zur Begehung u.a. des Speibenkäs kann man hier nachlesen. Dort habe ich auch diverse Informationen u.a. vom Bayerischen Umweltministerium, dass einige Informationen zum Thema Wandern und Naturschutz zusammengestellt hat. Ich empfehle jedem, sich die Argumente des Mitarbeiters vom Landratsamt durch den Kopf gehen zu lassen und zu entscheiden, inwieweit man (unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorschriften) wegloses Wandern für sich selbst als vertretbar einstuft. In jedem Fall sollte man versuchen, die Verhaltensregeln im Wald zu befolgen, die ich ganz unten auf der Seite verlinkt habe.
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Dokumentierte Wegteile:

Nur auf der Tourenseite kurz dokumentiert ist der Rückweg über die Luitpolderalm

Offene Enden

Bisher noch nicht untersucht habe ich folgende Punkte (wenn da mal jemand etwas herausfindet, schickt mir doch bitte ein paar Infos, gerne mit Fotos):

  • Ob der Wildwechsel, der bei der Umgehung der unpassierbaren Stelle am schwierigen Pfad Richtung Achneralmwiese unten auf der Südseite hinausführt, vielleicht weiter hinab bis in den Bach führt oder die folgenden Rinnen weiter unten quert und dann auf den Verbindungspfad zwischen Bach und Achneralmwiese stößt. Ich hab etwa auf der Höhe mal Gämsen von der anderen Seite (Achneralm) aus "verfolgt" und die südlichste Rinne durchqueren sehen.
  • Den alten Pfadverlauf der unteren Speibenkäsquerung. Er stimmt auf einem längeren Abschnitt mit dem heutigen Verlauf am Osthang überein, müsste dann aber weiter südlich, also bachabwärts queren.
  • Den alten Pfad, der vom schwierigen Pfad zur Achneralmwiese aus nach der Querung des südlichsten Grabens hinauf auf den Rücken des Ostgipfel führen soll und von dort weiter nach Westen hinein in den oberen Speibenkäs. Den hab ich noch gar nicht gesucht. Beim Abstieg vom Ostgipfel hätte ich ihn eigentlich queren müssen. Könnte tolle Blicke in den Speibenkäs ermöglichen und ließe sich für den Abstieg vom Ostgipfel inkl. Aussichtsabstecher nutzen.
  • Verbindung zwischen Schürpfeneck und Speibenkäsgraben. Wie weit muss man vom Schürpfeneck aus auf dem Rücken nach Osten, um absteigen und zum Speibenkäsgraben zurückqueren zu können? Unten auf dem Rücken oberhalb des Speibenkäsgrabens war ja auch eine Spur nach Osten erkennbar.
 

Frank Steiner (Email)

Last modified: Sat Sep 10 20:01:29 CEST 2022

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