Das Feuer an Sylvester 2016 hat am Graseck und im Heckenbach deutliche Spuren hinterlassen. Im März 2017 waren wir vor Ort, um zu mal gucken, ob die Pfade, die wir für unsere beiden Touren zum Graseck und zum Jochberg beschreiben, noch begehbar sind. Tatsächlich sind sie das und, so bitter das klingt, sogar viel besser als vor dem Brand. Denn bei all der Zerstörung, die ein Waldbrand anrichtet, ist er in gewisser Weise ja auch eine natürliche Aufforstungsmaßnahme und beseitigt altes und morsches Unterholz sowie dichtes Gestrüp, wodurch mehr Platz und Licht für neue Pflanzen geschaffen wird.
Da dieser Brand aber ziemlich rasch bekämpft wurde und sich offenbar aufgrund der niedrigen Temperaturen nicht so schnell und intensiv ausbreiten konnte, ist hier fast nur der Boden betroffen, und dabei ist insbesondere das viele Totgras verschwunden, das sonst immer auf den Pfaden herumlag und im Abstieg gefährlich rutschig werden konnte. Die Pfade sehen im Moment aus, als hätte sie jemand mit Harke und Besen gereinigt. Die Freude darüber verfliegt natürlich sofort, wenn man rechts oder links in den Wald schaut...
Sorgen machen muss man sich um den Boden allerdings nicht. Ende März kamen fast überall unter der verbrannten Bodendecke winzige grüne Grasspitzen heraus, teilweise sogar schon kleine Blätterpflanzen oder Blüten. In 2-3 Jahren werden das wieder grüne und blühende Hänge sein.
Schlimmer könnte es den Bäumen ergehen. Bis auf wenige Ausnahmen sahen die zwar alle richtig schön grün aus, aber bei den meisten waren die unteren 30 cm des Stamms angekokelt. Bei den wenigen, wo es dort die ganze Rinde weggebrannt hatte, sind die Chancen wohl schlecht. Aber die meisten Bäume hatten zwar eine schwarze, aber noch geschlossene Rinde, so dass sie vielleicht keine Schäden davontragen. Sollten aber diese Bäume alle eingehen, dann wäre der Wald in großen Abschnitte tot.
Die Schutzfunktion der Rinde war übrigens an vielen Stellen gut zu beobachten: während die lebendigen Bäume teilweise nur ganz leichte und nicht mehr als kniehohe Verfärbungen aufwiesen, waren direkt daneben stehende tote Bäume entweder völlig geschwärzt oder sogar durchgebrannt und abgebrochen. Ansonsten sind zwei Dinge klar zu beobachten: Es scheint so gut wie keine hohen Flammen, sondern eher so eine Art "Glutwanderung" gegeben zu haben, die den gesamten Boden versengt hat, aber fast keine Bäume in Brand stecken konnte. Und die Verbreitung muss größtenteils durch Funkenflug (bzw. "brennende-trockene-Nadeln-Flug") erfolgt sein, denn es gibt zahlreiche Brandkreise inmitten unberührter Vegetation.
Alles in allem war es schon ein trauriger Anblick, aber ich bin sehr optimistisch, dass es schon diesen Sommer am Boden wieder ziemlich grün sein wird und man in ein paar Jahren nur noch wenige Zeugen des Brands erkennen wird. Vorausgesetzt, die Bäume schaffen es.
Im Heckenbach war sehr auffällig, wie nah beieinander grüne und braune Nadeln zu finden waren, teilweise im selben Baum. Die Bäume selbst scheinen also nicht wirklich gebrannt zu haben. Unsere Vermutung war dann (nachdem wir die Stellen am Rückweg gesehen hatten), dass die Nadeln vielleicht gar nicht durch Feuer, sondern nur durch die Hitze quasi geröstet wurden.
Ebenfalls ein ganz beeindruckender Effekt: in den "Kurven" der Schlucht waren abwechselnd die rechten oder linken Hänge schwarz, auf der gegenüberliegenden Seite hingegen alles grün bzw. noch winter-gelb, so wie der Wind halt gerade auf die entsprechenden Abschnitte gepustet hat.
Nach der kleinen Kletterstelle war der Seitenunterschied am deutlichsten. Im rechten Foto der Hang unterhalb des Graseck-Pfads.
Weiter oben wurden die Brandspuren unten im Bach seltener, dafür lag immer wieder geschwärztes Holz herum.
Mit Erreichen der Latschenkraxelei waren die Brandspuren zumindest unten ganz verschwunden, aber dann entdeckten wir etwas weiter oben im Hang einen kleinen, sehr professionell befestigten Pfad, der ca. 30 Meter zurück in einen stark verbrannten Abschnitt führt.
Da die Leiter direkt an einem unten stark angekohlten Baum lehnt, selbst aber keinerlei Spuren aufweist, ist dieser kleiner Weg vielleicht für die Löscharbeiten angelegt worden? Es fanden sich in den Felsen entlang des Pfads hier und da Bohrhaken mit Karabinern.
Der gesamte Wald ab Beginn des Jägersteigs auf der rechten Seite ist vom Feuer unberührt geblieben.
Vom Sattel zwischen Jochberg und Sonnenspitz geht's oberhalb des Heckenbachs hinab zur Geißalm. Der kurze Hang, in dem sich der Pfad Richtung Graseck/Sonnenspitz hinaufschlängelt, war faszinierend: Genau in der Mitte verlief die Brandlinie.
Man wechselt auf den Serpentinen immer zwischen verbrannten und unberührtem Teil. Hier kann man schön erkennen, was ich oben mit dem Reinigungseffekt durch das Feuer bzgl. Totgras auf dem Pfad meinte. Oben im Wald ist wieder alles ok,...
...bis man hinaus auf den Grat zum Graseck gelangt. Dort ist fast ausschließlich der Hang über dem Heckenbach verbrannt, Richtung Kochel finden sich nur ganz wenige Spuren.
Links der Hang direkt unter dem Graseck-Kreuz, rechts sind wir wieder auf dem Pfad weiter Richtung Geißalm, der noch längere Zeit ganz ohne Brandspuren verläuft.
Allmählich kommen die ersten Vorboten, dann der Schock in Form großer, vollständig abgebrannter Hänge. Allerdings, auch hier gut zu sehen, kommt schon überall wieder grünes Gras durch.
Dieser Baum war vorher schon tot, aber leider findet man solche Stellen auch an einigen gesunden Bäumen, allerdings nur selten. Meist ist nur die Rinde bis auf ca. 30cm Höhe geschwärzt.
Das rechte Foto zeigt zwei sehr interessante Dinge: Die Rinde der Buche ist eigentlich unversehrt, aber von unten hat sich die Glut über den Boden in den Baum hineingefressen. Und das wird die entscheidende Frage sein, ob die Bäume solche Verletzungen am Übergang von Wurzeln zum Stamm überleben oder nicht. Solche Schädigungen sieht man haufenweise!
Zum zweiten sind die kleinen Fichten interessant: unten vollkommen abgebrannt, aber oben noch braune Nadeln. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass die Fichten selbst gar kein Feuer gefangen haben, sondern nur der Boden gebrannt hat, so dass die unteren Zweige verbrannt sind, die oberen Nadeln aber nur durch die Hitze gebräunt wurden.
Damit haben wir uns auch diese Bilder erklärt: Immer da, wo aus dem Heckenbach enge Einschnitte und Rinnen heraufkommen, sind die Nadeln der Bäume vollständig braun. Manchmal ist es (leider wegen des Nebels fast nicht erkennbar), weiter oben wieder grün. Bei den Bäumen, die knapp hinter dem Kamm auf der anderen Seite wachsen, ist es hingegen unten grün und oben braun, wenn die Nadeln noch hoch genug über den Kamm ragen. Vermutlich ist in diesen Rinnen ein heißer Luftstrom heraufgezogen und hat die Nadeln "gegrillt".
Der von links unten aufsteigende Luftstrom ist an manchen Bäumen am Grat als deutliche Linie erkennbar. Die kleine Fichte wächst knapp unterhalb des Grats auf der anderen Seite, dort gibt es nur ganz kleine Punkte, wo sich noch ein bisschen Glut absetzen konnte, ansonsten ist dort alles unberschädigt.
Toll erkennbar: die Schutzfunktion von Rinde. Der bereits tote Baum ist vollständig durchgebrannt und umgestürzt (linkes und rechtes Foto zeigen die Teile desselben Baums), während der gesunde Nachbar im linken Bild nur Schwärzungen bis 10cm über dem Boden aufweist (hier leider verdeckt).
Hoffnung :-)
Linke Gratseite... rechte Gratseite.
Dieses Stück hatte tatsächlich was von "Abstieg in die Hölle" :-)
Ganz merkwürdig, aber öfters gesehen: Rundherum ist alles grün/gelb, dann mittendrin ein Brandfleck 1-2 Durchmesser und darin eine Stelle, wo sich das Feuer tief in den Boden gefressen und die Baumwurzeln freigelegt hat. War das vielleicht eine Höhle von irgendwelchen Tieren, deren Decke weggebrannt ist?
Rechts haben wir die Aussichtsplattform erreicht, und hier ist laut des Einheimischen, den wir auf dem Graseck trafen, das Feuer ausgebrochen.
Links der Blick über die Kante der Aussichsplattform. Im weiteren Abstieg sind die Hänge noch eine Weile stark betroffen.
Der Sattel unterhalb der Geißalm ist verschont geblieben.
Da ich mir den Teil vor dem Aufstieg im Heckenbach angeschaut habe, gibt's die Fotostrecke in dieser Richtung, obwohl wir am Ende von der Alm in den Bach zurückgewandert sind.
Zwischendurch gibt's kurze Abschnitte, wo der Boden unversehrt ist.
Würde man's nicht schon wissen und gespannt auf die Geißalm zuwandern, könnte man kurz vorher denken: "Puh, hier hat's offenbar nicht gebrannt!". Hat's auch großflächig nicht, aber im linken Bild kann man es schon erahnen, was man rechts erkennt: genau den Hügel, wo die Alm stand, hat das Feuer gefunden.
Schaut man sich die direkte Umgebung an, wird eins klar: Hütten brennen offenbar besser als Bäume.
Irgendwie makaber, dass die Bank vor der Hütte auf ihren 3 Beinen noch steht, während von der Hütte selbst quasi nix übrig geblieben ist... Auf der Bank haben Steffi und die Kinder damals gesessen, während ich den Pfad Richtung Heckenbach gesucht haben. Nur 10 Meter neben der Alm ist der gesamte Boden vollkommen unberührt. Hätte man die Hütte dorthin gebaut, stünde sie vermutlich noch.
Und zum Abschluss nochmal ein bisschen Hoffnung darauf, dass sich zumindest der Boden sehr rasch erholen wird :-)
Last modified: Sat Sep 10 19:13:16 CEST 2022
Das Hintergrundbild stammt von http://www.grsites.com.