Wanderkarte des
Bayerischen Vermessungsamts. Per Klick auf
eine Linie öffnet man die Beschreibung inkl. Längenangabe und kann sich auch
ein Höhenprofil anzeigen lassen. Die historischen Karten:
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KML-File | |
Der Streckenverlauf und die Positionsmarken sind freihändig eingezeichnet. Mit Hilfe von Karten und der Fotos versuche ich aber, den Weg so genau wie möglich nachzuvollziehen, so dass die Längenangaben im Großen und Ganzen stimmen sollten. |
Vom Parkplatz am Ochsensitz, 1 km hinter der Mautstelle, geht es über die Brücke. Viel sehen kann man von der Aufstiegsroute nicht, da die markanten Gräben und Lichtungen alle verdeckt liegen. Nur am gelben Pfeil wird der Pfad kurz sichtbar, das ist diese Stelle. Der östliche Aussichtspunkt am orangen Pfeil ist leider genau wie der Bärnlangergraben, an dessen Rand er liegt, verdeckt. Der nördliche Aussichtspunkt (vgl. Karte) befindet sich am roten Pfeil. Alles danach inkl. Pfetterkopf ist nicht sichtbar, weil der ganze Rücken leicht nach Süden abbiegt.
Für den Zustieg zum Pfad gibt es nach der Brücke zwei gleichlange Möglichkeiten. Wer nach links in den Soiernweg einbiegt, muss zwar am Anfang etwas steiler hinauf,...
...hat dann aber einen schönen Isarblick und läuft anschließend die Hälfte des gesamtes Zustiegs auf einem schönen Waldweg (statt nur über die Straße).
Wenn beide Zustiegsvarianten wieder zusammentreffen, kann man ein paar Meter die Wiese hinaufsteigen und landet am Wartungszugang für die Wasserleitung vom Rißbach zum Walchensee. Es braust, gluckert und gurgelt mächtig unter der Hütte, und als ich das erste Mal noch vor Sonnenaufgang im Dämmerlicht hier war, hatte das schon etwas Unheimliches! Vor allem das "Blair-Witch-Haus" daneben unter den Bäumen :-)
Anschließend geht es nochmal 200 m über den Fahrweg, bevor man hinter einem Graben...
...in diesen unscheinbaren Waldweg einbiegt (dessen Verlängerung nach unten nehmen wir nachher als Rückweg, siehe unten). Am Anfang ist der Weg mit viel Restholz von Fällarbeiten "zugemüllt" und nicht ganz einfach zu gehen. Nachdem links im Graben zwei kleine Bäche zusammengetroffen sind, landet man auf einem kleinen Absatz, und dort beginnt der alte Pfad im rechten Bild.
Er ist gerade am Anfang sehr schmal, verwachsen und kippelig. Da bekommt man schon mal einen kleinen Vorgeschmack, was einen heute für einige Stunden erwartet. Und bereits hier tauchen die ersten Markierungen auf. Der "gelbe Markierer", der sich später orange und grün um den richtigen Weg streiten wird :-), hat das ganz klassisch gemacht: gelber Punkt bedeutet "weiter geradeaus", gelber Querstrich heißt "Jetzt bitte wenden". Da ich damals ja gar nicht wusste, ob es den Pfad überhaupt noch gibt, war ich für die Markierungen als Bestätigung sehr dankbar, aber wirklich benötigen tut man sie hier unten nur selten. Vor allem, weil der Pfadverlauf exakt der Karte von 1992 entspricht.
Aufgrund einer unpassierbaren glatten Felsplatte, muss man eine Kehre kraxelnd abschneiden, ansonsten braucht man hier unten die Hände noch nicht. Nach diesem Abschneider verläuft der Trampelpfad dann für einige Zeit auf einer überraschend breit angelegten und sehr angenehm zu gehenden Wegtrasse.
Die morgendliche Sonne (und genauso abendliche beim Abstieg) wirkt zwar in diesem Abschnitt besonders schön, aber tatsächlich ist es beim gesamten Aufstieg so, dass man einerseits angenehm im Schatten lauft und auch an heißen Tagen nicht ins Schwitzen kommt, andererseits die Sonne aber immer durch die Zweige dringt und eine fröhliche Stimmung verbreitet. Es ist kein "dunkler Nordseitenaufstieg".
An einer einzigen Stelle zieht der Pfad nach außen Richtung Graben und verläuft für wenige Meter nah an einem ziemlich steilen Abhang. Kein Problem, wenn man konzentriert geht, aber es kommt doch etwas überraschend.
Bevor man den Windbruchhang betritt, versucht ein gelber Pfeil, einen vom Weg abzubringen, aber entweder leitet der zum Jägerstand, oder stammt noch aus der Zeit, als die Baumstämme auf dem Weg nicht freigesägt waren. Im Hang macht man dann das erste Mal Bekanntschaft mit einer gemeinen Eigenschaft des Pfads, die noch ein paar Mal auftreten wird: man sieht eine kleine feuchte Stelle, die völlig harmlos aussieht, aber plötzlich steht man zentimetertief im Matsch. Später kommt tatsächlich eine Stelle, wo mir fast der Schuh steckengeblieben ist :-) Wer keine knöchelhohen Wanderschuhe trägt, muss hier und da ein bisschen schauen, wo er hintritt.
Unten ist der Jägersitz zu sehen. Nachdem es weiter oben keinen mehr gibt, wird nun auch der Pfad stetig schlechter und ungepflegter. Das sorgt für kleine Kraxeleinlagen, die Florian mit Begeisterung wahrgenommen hat. Abgesehen von solchen kurzen Ausnahmen verläuft der Pfad aber immer so sanft und weitläufig hinauf, dass man selbst bei warmem Wetter nie außer Atem gerät.
Kurz nach dem zweiten Passieren des Windbruchhangs am oberen Rand, erreicht man dieses kleinen Hohlweg, der immer ein bisschen düster und geheimnisvoll wirkt. Der gelbe Pfeil weist den richtigen Weg hinaus, aber es lohnt auf jeden Fall, einmal bis vor zum riesigen Einschnitt zu gehen, den man von hier unten aus noch nicht so richtig gut sehen kann. Man sollte dann aber wieder umdrehen und keinesfalls versuchen, links oben auf dem Felsband weiter vorzugehen und um die Ecke zu schauen. Das sieht zwar gut begehbar aus, aber hinaufzukommen ist wegen des schrägen Bodens und der vorspringenden Felsen sehr schwierig und auch ziemlich gefährlich, da die Absturzhöhe schon gut 5 Meter beträgt, bevor man auf dem Band einen sicheren Stand hat.
Wer hier schon in den Einschnitt schauen will, muss der orangen Linie auf dem rechten Rand folgen. Dort kann man bis ganz hinauf zum Aussichtspunkt (am orangen Pfeil im rechten Bild) kraxeln, aber auch das ist ziemlich ausgesetzt, sehr rutschig und keinesfalls für Kinder geeignet! Es gibt später noch ungefährlichere Möglichkeiten!
Der Pfad verläuft nach einem längeren Schlenker kurzzeitig oben am Rand über dem Hohlweg...
...und da muss man ein bisschen aufpassen, denn wenn man zwischen den Bäumen durchrutschen sollte, hat man erstmal ein paar Meter freien Fall vor sich. Wem das zu heikel ist, der kann die letzten Meter vor der Kurve problemlos abschneiden. Wer die Kurven ausläuft, kommt immer ein bisschen aus dem Wald hinaus und hat einen mehr oder weniger freien Blick nach Westen. Beim Abstieg am späten Abend hat das den wirklich schönen Effekt, dass man aus dem teilweise schon recht dunklen Wald jedesmal hinaus ins Helle wie auf einen Balkon tritt.
Begleitet von Vogelgezwitscher wirkt der lichtdurchflutete Wald sehr freundlich und der Aufstieg macht viel Spaß. Allerdings wird der Pfad allmählich immer schlechter, sowohl zu begehen als auch zu erkennen (vor allem in Abschnitten mit viel Laub). Zur Entschädigung wird er aber auch spannender und abwechslungsreicher, das Gelände zudem immer schöner.
Hier beginnt nun die Schlacht der Wegmarkierer um den richtigen Pfadverlauf. Erst kam der gelbe und dachte "Mist, hier geht's nicht weiter. Wend ich mal, und leg einen Abschneider nach oben an." Dann kam der orange und sagte "Quatsch, da geht's doch noch weiter." und setzte den ersten orangen Punkt. 50 Meter später stand der aber auch im Wald und sah den Pfad vor lauter Bäumen nicht mehr. Seine Lösung führt dazu, dass sich im Abstieg jeder verläuft, der nicht genau aufpasst. Das missfiel dem grünen Markierer, der als einziger den alten Weg richtig fand, aber leider eine Farbe verwendet hat, die man erst sieht, wenn man davor steht. Also keine Such-, sondern nur eine "Ja, ich hab's richtig gefunden"-Hilfe. Zu wem die gelben Bändchen gehören, oder ob die von einer 4. Person stammen, ist mir nie ganz klar geworden.
Tatsächlich macht der Pfad hier genau entsprechend der alten Karte einen großen Schlenker, der im Laubwald aber nur mit gaaaaaanz viel genauem Hinschauen noch zu entdecken ist. Darum folgt man besser kurz dem orangen Pfeil hinauf...
...und biegt nach dem Baum mit dem grünen Punkt, den ich auch erst beim 3. Mal entdeckt habe, wieder auf den Pfad ein, der von links kommt. Orange geht weiter hinauf, allerdings völlig weglos. Weiter oben findet sich quasi im Nichts nochmal ein oranger Pfeil, der hoch und runter zeigt, aber da den Pfad wiederzufinden, erfordert viel Glück. Dass man hingegen hier unten tatsächlich auf dem richtigen Weg steht, folgt nicht nur aus der Karte, sondern zeigt sich auch an dem vor Ewigkeiten freigesägten Baumstamm. Auf den 50 Metern bis zur nächsten Kehre erfordert es allerdings viel Geduld (oder das PDF), um den alten Pfadverlauf zu entdecken, aber schließlich stößt man zwischen zwei grünen Punkten hindurch zum Rand vor und trifft dort auch wieder mit dem gelben Abschneider zusammen.
In dieser Kehre kann man mal ein paar Meter hinauf und dann vor zum Rand steigen. Dort ist es zwar auch ziemlich steil und man kann tief hinunterfallen, aber der Boden ist etwas stufig und es gibt genügend Bäume zum Festhalten. Nach meinem Eindruck ist das die ungefährlichste Möglichkeit, einen schönen Blick in den Einschnitt zu werfen. Der Pfad führt später über ihm vorbei.
Weiter auf dem Pfad stößt man bald auf diesen kleinen Hang, und die Stelle muss man sich merken! Ich wäre beim ersten Aufstieg fast geradeaus gelaufen und wunderte mich schon, dass der Pfad jetzt wieder leicht hinuntergeht. Bis ich mich umdrehte und einen dicken orangen Punkt hinter mir entdeckte. Das Problem ist, dass man beim Abstieg (und ich bin erst beim 3. Besuch, als ich mit Steffi hier war, diesen Weg zurückgegangen) automatisch weiter geradeaus läuft, weil man die Spur von oben deutlich sieht. Aber 20 Meter weiter ist der Pfad weg und wir haben uns dusselig gesucht!
Irgendwann trafen wir beim weglosen Abstieg auf den orangen Pfeil, der hoch und runter zeigt, aber da war von Weg nichts zu entdecken. Als wir schließlich die Stelle mit dem ersten orangen Pfeil und dem grünen Punkt wiedergefunden hatten, bin ich nochmal bis hierher hochgestiegen und den richtigen Weg zurückgegangen. Tatsächlich ist der in dieser Richtung enorm schwierig zu sehen, selbst wenn man ihn schon 4x (und zuletzt vor 5 Minuten) hinaufgelaufen ist. Darum ist er auch im PDF im Abstieg nochmal erklärt.
Weiter auf dem richtigen Weg wird es nun zunehmend kraxeliger, bleibt dafür aber eindeutig (und nun kann man sich auch wieder auf die orangen Punkte verlassen).
Die letzte Kehre, bevor man den Einschnitt oben überquert.
Auf der anderen Seite dieses Hangs erreicht man den lohnenden Aussichtspunkt, der vom Parkplatz aus zu sehen ist. In der Vergrößerung gibt's einen Blick auf den Sylvensteinspeicher. Und auch von unseren Wegen durch Speibenkäs und Speibenkäsgraben ist einiges zu entdecken.
Erfreulicherweise wird man übrigens vom Lärm der "Ich bin so cool, weil ich so laut bin"-Idioten weitestgehend verschont. Die B307 ist zu weit weg und auf der Mautstraße nach Wallgau ist deutlich weniger los, zudem werden die Geräusche durch den Wald gedämpft. Als ich mit Florian hier war, herrschte ziemlich starker Verkehr, aber das war während des gesamten Aufstiegs nur wenig wahrnehmbar und nicht sonderlich störend. Sobald man oben ist, verschwindet die Geräuschkulisse dann ja völlig. Wer's ganz ruhig haben will, geht um 7 los, dann ist man schon fast oben, bevor die ersten Motorräder auftauchen.
Nach dem Aussichtspunkt werden Wald und Pfad gleichermaßen immer verwachsener, alles wird wilder, die Bäume knorriger und die Umgebung insgesamt noch schöner als bisher. Dafür müssen Füße und Beine aber auch noch ein bisschen mehr Arbeit leisten.
Dieser Hang ist eine der wenigen schwierigen Stellen, denn die Spur kippt stark weg und ist durch das Laub zusätzlich rutschig. Bis zum liegenden Baumstamm sollte man das Gras zum Festhalten zu Hilfe nehmen, dahinter die Fichtenzweige. Kurz vor Erreichen der großen Fichte in der Hangmitte wird es besser, und nach ihr läuft man dann sehr gut und ungefährdet. Das gilt auch für die obere Querung zurück. Am gefährlichsten ist wohl das Übersteigen des liegenden Baums. Die Äste brechen leicht ab, und die schon am Boden liegenden rutschten sofort nach unten weg, wenn man den Fuß drauf stellt.
Der Hang selbst ist allerdings nicht so wahnsinnig gefährlich. Man könnte zwar ein ganz schönes Stück rutschen oder kullern, aber es gibt keinen Abbruch mit freiem Fall, also wird man schon irgendwo wieder liegenbleiben... Tatsächlich kann man den Hang aber auch vollständig umgehen, indem man an der Kante durchs Gras hinaufkraxelt, das ist im PDF skizziert. Man verpasst dann nur die schöne kleine Lichtung auf der anderen Seite.
Hier enden übrigens fast alle Markierungen. Gelbe Punkte gab's schon etwas länger nicht mehr, aber auf der Lichtung hängt auch die letzte gelbe Fahne. Und der orange Markierung hat nach der Rückquerung des Hangs aufgegeben, dort findet sich sein letzter Punkt am Baum. Offenbar um anzuzeigen, dass aber noch lang nicht Schluss ist, hat der grüne Markierer dort gleich mal zwei Punkte gesetzt.
Die Lichtung auf der anderen Seite des Hangs ist ein wirklich schöner Rastplatz für alle, die es nicht mehr bis zum östlichen Aussichtspunkt durchhalten (je nach Tempo noch ½-¾ Stunde). Einen kurzen Besuch wert ist diese Stelle aber auf jeden Fall, wenn man mal wieder auf waagerechtem Untergrund stehen möchte :-) Hier findet man übrigens auch die letzte gelbe Fahne und weiter hinten Feuerstellen mit Steinkreisen.
Dass im Folgenden der orange Markierer den Pfad oder auch nur die Lust verloren hat, kann man gut verstehen. Auf der nächsten Lichtung nach dem letzten orangen Punkt läuft der Pfad nämlich noch weiter bis zu dem Steinmandl im rechten Bild. Danach wird er in kürzester Zeit undeutlich und man muss sowohl waagerecht als auch hinauf vollkommen weglos weiter. Ich bin da irgendwo hochgekraxelt, aber das war so schwierig und anstrengend, dass ich nach einer langen Runde über den Ost-Aussichtspunkt einen zweiten Versuch gestartet habe. Und tatsächlich zweigt von der Lichtung nach dem letzten orangen Punkt noch ein Pfad weiter nach oben ab. Wenn man den erstmal entdeckt hat, geht's noch eine Weile recht gut erkennbar weiter.
In dem Hang im rechten Bild wird's dann aber sehr schwierig, selbst ohne grünes Gras. Mir ist auch bis heute nicht ganz klar, welche Stufe hier unten nur Zufall und welche der alte Pfad ist, aber weiter oben taucht er dann wieder ganz deutlich auf. Und es gibt hier sogar einen grünen Punkt an dem Baum, der auf dem Foto leider von der Fichte im Vordergrund verdeckt wird.
Es empfiehlt sich, dem Pfad zu folgen, denn wer direkt hinauf will, müsste durch solche Steilhänge. Zum Anschauen sind die wunderschön :-) Rechts sieht man den letzten grünen Punkt, den ich entdecken konnte.
Kurz darauf ereilt den Pfad in der Tat dasselbe Schicksal wie seinen weiter unten verlaufenden Bruder: Er führt noch ein kurzes Stück gut erkennbar waagerecht weiter, dann ist er plötzlich weg und man kommt weder hinauf noch geradeaus weiter.
Als ich darum hier und da herumsuchte und probierte, fiel mir plötzlich auf, dass es in dem Hang im linken Bild eine Linie gab, auf der man nicht so fürchterlich mit den Füßen wegknickte wie einen Meter weiter oben oder unten. Und tatsächlich kann man beim richtigen Licht und Grasstand eine ganz schwache Spur von Gamshufen ausmachen, die an manchen Stellen sogar recht gut sichtbar wird, so wie im rechten Bild, schon etwas weiter oben. Wenn man es schafft, dieser Spur exakt zu folgen (im PDF ist das genau beschrieben), dann lässt sich der ziemlich steile und ansonsten für die Füße extrem unangenehm zu gehende Hang ziemlich bequem ansteigen! Für die 200 Meter hab ich allerdings eine halbe Stunde suchen müssen, bis ich die Spur wirklich überall hatte. Inzwischen ist sie dank vieler Besuche inkl. Steffi und Florian schon ein bisschen deutlicher geworden.
Kurz vor dem Rücken endet aber auch sie, und die allerletzten 20 Höhenmeter muss man weglos zurücklegen. Das geht aber schnell und unschwierig, und dann ist man oben und kommt auf einer der zahlreichen schönen Lichtungen heraus. Und hier beginnt jetzt die spannende Suche nach dem Pfad von 1959. Tatsächlich kreuzt der diese Wiese, das habe ich aber erst beim zweiten Besuch herausgefunden...
Bevor man sich nach Westen zur alten Almwiese oder dem Pfetterkopf aufmacht, empfiehlt sich ein Abstecher zum östlichen Aussichtspunkt. Der ist in 10 Minuten erreicht und ein perfekter Platz für eine Brotzeit nach dem Aufstieg. In dieser Richtung lässt sich der Pfad auch ganz leicht finden, da eine breite Gasse durch die Bäume führt.
Und auf diesem Weg bemerkt man schon nach wenigen Metern, was das Besondere am langen Rücken zwischen Brünsteck und Pfetterkopf ist: Man hört plötzlich nichts mehr! Es ist totenstill! Natürlich nur fast... Die Insekten summen, die Vögel zwitschern, und wenn es die letzten Tage viel geregnet hat, hört man gelegentlich den Fischbach unten im Tal leise rauschen. Hin und wieder kreuzt auch ein Flugzeug in Anflug auf München großer Höhe, aber was man überhaupt nicht mehr hört, sind die Autos und Motorräder. Der Pfad verläuft nämlich immer ein bisschen unterhalb des Kamms auf der Südseite und schirmt einen darum perfekt ab.
Bei sonnigem Wetter ist es hier so schön und fröhlich, dass man bei jeder neuen Wiesenlichtung wieder völlig perplex ist, dass hier keine Kinder herumlaufen und spielen. Stattdessen hat man über 2 Kilometer wundervollstes Waldgelände ganz für sich alleine, bevor man auf den oberen Almweg trifft. Obwohl sich allerorten Zeichen von gelegentlichem Motorsägeneinsatz findet, wird hier nicht mehr wirklich aufgeräumt. Was fällt, darf liegenbleiben und wird höchstens ein bisschen zerstückelt, wenn es mitten im Weg liegt, oder (vielleicht wegen irgendwelcher Schädlinge?) abgeschält. Ein echtes Paradies für alle, die keine berühmten und überlaufenen Gipfel abhaken wollen, sondern Ruhe in den Bergen suchen und auch einfach mal nur eine Stunde irgendwo still in einer Wiese sitzen möchten.
Die Ruhe hier oben kommt allerdings so überraschend, das man vorhandene Geräusche leicht fehlinterpretiert... Auf dem Rückweg vom Aussichtspunkt schauten Steffi und ich uns verblüfft an, weil wir beide meinten, einen Krankenwagen in der Nähe zu hören. Ob der über den Soiernweg zur Grasbergalm fuhr? Aber wieso mit Sirene??? Es war dann ein Segelflugzeug bestimmt 300 m über uns, das gerade leicht mit den Flügeln wackelte, so dass das Windgeräusch an den Flügelspitzen unterschiedliche Töne erzeugte, die wie "Tatü-Tata" klangen :-D
Am Aussichtspunkt am oberen Ende des Bärnlangergrabens hört man zwar die Straße wieder (man sieht sie ja auch), aber überraschend schwach und nicht störend. Die Aussicht ist toll, und es gibt am Rand einen genügend breiten Streifen, auf dem man sich wahlweise in der Sonne oder im Schatten ins Gras fläzen und eine Runde essen oder auch schlafen kann. Nach meinem anstrengenden Aufstieg über den Ostrücken bin ich hier tatsächlich eingedöst...
Das Brünsteck zu besteigen, lohnt sich übrigens nicht. Man muss auf ihm schon bis vor zum Rand gehen, den man im rechten Bild sieht, und da hat man keinen besseren Blick als vom Aussichtspunkt hier unten. Da man ja im Naturschutzgebiet auch nicht unnötig weglos herumstapfen soll, kann man sich den Abstecher sparen.
Der Pfad endet hier laut Karte von 1959 und tatsächlich habe ich keine Fortsetzung entdecken können, als ich den Rücken von Osten her hochgestiegen bin. Der Zugang von dort ist auch nicht empfehlenswert, zu steil und schwierig, auch wenn das Gelände sehr schön ist.
Wenn man sich hier oben selbst ein bisschen leise bewegt (und der Wind günstig steht) ist die Chance groß, einer Gams recht nah zu kommen. Ende Mai hab ich einige getroffen, und noch nirgendwo hab ich so wenig scheue Gämsen erlebt wie hier. Die ließen mich teilweise bis auf 30 Meter herankommen, und auch als ihnen klar wurde, dass ich leider dahin musste, wo sie gerade stehen, sind sie nicht panisch davongerannt, sondern haben sich etwa im Abstand von 50 Metern um mich herumbewegt, bis sie am Ende wieder auf derselben Wiese standen wie zu Beginn.
Von der Lichtung aus, auf der man oben ankommt, begann dann Ende Mai dann das Projekt "Pfadsuche". Beim ersten Mal hatte ich zwar Ausschau gehalten, konnte aber aus Zeitgründen nicht lange suchen und bin den Rücken in fast direkter Linie entlang. Vieles war da auch wegen der Schneefelder nicht erkennbar, wie ich später merkte. Es hat mich aber gereizt, den alten Pfad aus der Karte von 1959 aufzuspüren, denn ganz hinten an der Kreuzung vor dem Pfetterkopf hatte ich den wieder gefunden, und von dort bis zur Alm war er ja sogar markiert. Und hier am östlichen Aussichtspunkt war er ja auch da...
Abgesehen vom Spaß an der Pfadsuche (den vielleicht nur Leute wie Manfred Bromba nachvollziehen können), ist man aber natürlich auch gut für eventuelle Begegnungen mit dem Förster gerüstet. Da es sich hier um Staatsforst handelt, muss man nicht befürchten, dass man wie im Fischbachl als Verbrecher behandelt wird, aber man befindet sich immer noch im Naturschutzgebiet Karwendel. Und da ist es sicher nicht verkehrt, wenn man darauf verweisen kann, dass man auf dem alten Pfad läuft, wenn man sich mal kritischen Fragen ausgesetzt sehen sollte. Außerdem schont es natürlich in der Tat Tiere und Pflanzen, wenn alle auf derselben Spur entlangtrampeln und nicht jeder beliebig über den Rücken latscht.
Die Suche war ziemlich spannend, aber auch sehr anstrengend. 5 Stunden hat es gedauert, bis ich die gut anderthalb Kilometer zwischen der Lichtung und der Kreuzung vor dem Pfetterkopf aufgespürt hatte. Zwar entspricht der gefundene Verlauf genau der alten Karte, aber deren Auflösung ist relativ grob, und 20 Meter weiter oben oder unten macht natürlich einen enormen Unterschied, wenn man sucht. Manchmal irrte ich ratlos umher, bis ich mich mal umdrehte und sich in der Rückrichtung auf einmal eine logische Linie im Hang ergab. Andere Pfadteile wurden auf geradezu magische Weise sichtbar, sobald sich eine Wolke vor die Sonne schob. Und vieles ließ sich auch so "nach Gefühl" entdecken. "Wo wäre es jetzt am Sinnvollsten gewesen, den Pfad langzuführen...?"
Das half zum Beispiel im linken Bild: Würde man eher hinauf durch die rechte Gasse? Oder nicht lieber links bleiben, wo es ohne Steigung weitergeht? Warum unnötige Höhenmeter in Kauf nehmen? Also erstmal links... Und siehe da! Der Pfad! Deutlicher als so wird er nur selten werden, aber wenn man einmal auf ihm läuft, dann fallen einem automatisch manche Lücken oder Gassen zwischen den Bäumen ins Auge.
Nach der nächsten schönen Lichtung (von denen es so viele gibt, das man unmöglich die Zeit findet, jede zu genießen), trifft man auf dieses etwas merlwürdig wirkende, fast waagerecht Plateau. Neben der lustigen Motorsägenkunst, die die Förster hier oben gerne praktizieren (in Stückchen sägen und dann aufstellen), fallen hier riesige, inzwischen überwucherte Felsbrocken auf, die bestimmt Überreste irgendeines Bauwerks sind. Die Wiesen wurden ja mit Sicherheit vor langer Zeit von den Almen genutzt (immerhin heißt die zentrale Wiese, die im Bayernatlas nur noch mit "Sulz" bezeichnet wird, in den alten Karten "Altleger").
Wenn das aber nun ein Bauwerk war, dann müsste doch von hier aus der Pfad... Bingo! Da ist er wieder! Und schon ist wieder weg. Aber wenn die laut Karte nur den großen Knubbel nicht hinaufsteigen wollten, dann darf der Pfad nicht weiter runter führen und müsste da hinten wieder auf die Rückseite des Knubbels einbiegen... Ja, da hinten war wieder ein Stück! Und so tastet man sich schrittweise voran :-)
Zwischendurch mal eine rote Fahne, zufälligerweise genau dort, wo der Pfad mal wieder deutlicher war. Oder doch kein Zufall? Manchmal, so wie im rechten Bild, ist zwar kein Spur mehr auf dem Boden zu sehen (die Gämsen laufen also woanders lang), aber die schnurgerade Gasse zwischen den Bäumen ist noch eindeutig vorhanden (auch wenn man hier besser links hinunter in den Graben steigt und den hinaufgeht als im schrägen Hang weiterzukippeln...).
Bis zum nie versiegenden Wasserloch war der Pfad tatsächlich genau wie in der Karte verzeichnet auffindbar. Von hier aus kann man nach rechts auf den gerade umgangenen "Knubbel" zum Aussichtspunkt steigen (unten beim Rückweg beschrieben), weiter geht's dann nach links durch den Wald hinauf. Und da habe ich wirklich nichts mehr entdecken können. Es besteht keine Notwendigkeit für eine eindeutige Spurführung, da man überall hindurch kann, daher haben auch die Tiere nicht zur Erhaltung beigetragen. Hier muss man tatsächlich ein kurzes Stück weglos hinauf. Die Steigung ist aber mäßig und der Weg durch den Wald einfach. Man sollte sich möglichst rechts halten, nicht allzu weit vom Rand entfernt, damit man oben die Wiese nicht verfehlt.
Zwischendurch taucht mal eine Rampe auf, die schon sehr künstlich angelegt wirkt, aber eindeutig ist das nicht. Weiter oben trifft man am Rand eines wunderschönen Mischwaldstücks sogar auf eine kleine Spur...
...und landet auf der nächsten Wiese. Und von der wusste ich, dass man im Bayernatlas eine kleine Spur erkennt, die in Richtung Altleger-Wiese zeigt. Und da im rechten Bild ist sie! Aber auch nur im Mai so deutlich zu sehen, im August war sie fast völlig weg. Hinunter (Richtung Wasserloch) verläuft sie noch ein Stück weiter und biegt dann nach links in den Wald ab, aber da verschwindet sie. Eine logische Verbindung zur der Spur weiter links und der Rampe habe ich nicht entdeckt.
Die Spur inkl. Gasse ist jetzt tatsächlich gut zu sehen, bis sich die nächste Erhöhung in den Weg stellt. Da muss man an der richtigen Stelle stehenbleiben und nach links gucken, dann sieht man eine schnurgerade Gasse (die zwar nicht der ursprüngliche Weg ist, der führt nämlich etwas hinauf, ist aber durch umgestürzte Bäume versperrt), an deren Ende etwas leuchtet...
...und zwar die Altleger-Wiese! Beim ersten Besuch ich noch dran vorbeigelaufen, jetzt war sie endlich gefunden! Die Quelle, die sicherlich der Grund für das Anlegen der Almwiese an dieser Stelle war, gibt leider nicht mehr viel her und war ab Juli gänzlich versiegt.
Man erkennt aber noch genau, wo früher vermutlich eine Hütte stand und das Gras heute immer noch nicht wieder richtig wächst.
Auf diese Wiese bekommt man, wofür manche Leute in "Entschleunigungsseminaren" viel Geld zahlen: Absolut Stille und keinen Handyempfang. Durch die Bäume am unteren Rand hört man selbst den Fischbach nicht, und so ist das hier der ruhigste Ort, den ich den Alpen jemals gefunden habe. Sowohl mit Steffi als auch mit Florian haben wir lange hier gelegen und in den Himmel geschaut. Dass man dabei nicht einschläft, liegt nicht an den Flugzeugen, die teilweise so weit oben entlangziehen, dass man den Schall von einer Stelle hört, an der das Flugzeug schon längst nicht mehr zu sehen ist. Es sind vielmehr die Insekten, die sich hin und wieder Richtung Ohren verirren. In der Stille ist das Geräusch einer 5 cm neben dem Trommelfell vorbeisummenden Fliege so laut, das man regelrecht hochschreckt, wenn man gerade am Einschlafen ist...
Obwohl die noch möglichen Teile der Wanderung wunderschön sind, spricht überhaupt nichts dagegen, einfach nur bis zur Wiese zu laufen und sich hier ein paar Stunden mit einem Buch hinzulegen oder einfach nur in den Himmel zu starren. Wie lang war das her, das ich mal eine Stunde lang nur den Wolken zugeschaut habe? Das Spiel "5 Minuten schweigen und dann sagen, was man gehört hat", das Florian und ich immer so gerne veranstalten, war hier allerdings ziemlich langweilig. "Insekten. Der eine Vogel. Flugzeug." "Ich auch." :-)
Wer von seinen schmerzenden Füßen in die Wirklichkeit zurückgeholt wird und sich keinesfalls denselben Weg wieder zurück zutraut, kann mit Hilfe des PDFs von der Wiese aus am versteckten Jägerhochsitz vorbei auf dem direktesten Weg zur Diensthütte und dort auf den Fahrweg wechseln. Wer hingegen noch Abenteuerlust verspürt, macht sich auf ans obere Ende der Wiese, wo hinter den den abgestorbenen Fichten...
...die Wegtrasse auf einmal überraschend eindeutig und richtig breit ist. Zwischendurch mal wieder auf so klare Beweise zu stoßen, dass der alte Pfad wirklich noch existiert, hat mir wieder eine Menge Energie für die weitere Suche gegeben.
Nach der Wiese aus dem vorigen Bild wurde es dann mit der Pfadsuche richtig spannend. Welche Gasse in dem kleinen Fichtenlabyrinth mag wohl der Pfad sein? Man muss alle ausprobieren, und wenn sich dann am Ende einer Gasse plötzlich ein Spurstück wie im rechten Bild findet, dann ist man richtig.
Wenn mal erstmal weiß, wo's langgeht, macht das Durchstreifen dieser wunderschönen Landschaft mit dem Wechsel von kleinen Lichtungen, großen Wiesen und Waldstücken enorm viel Freude! Aber definitiv nichts für Leute, die Wert auf tolle Aussichten legen, davon gibt's hier keine. Die Schönheit liegt hier oben in der Nähe, nicht in der Ferne. Es ist aber nicht nur seelisch, sondern auch körperlich sehr entspannend, denn es gibt nur kleine und sanfte Anstiege, und im Vergleich zum Aufstieg ist das viele waagerechte Gelände für die Füße ausgesprochen erholsam.
Am Ende der Wiese im rechten Bild hatte ich beim ersten Besuch den Pfad ganz unverhofft gefunden, zum allerersten Mal seit Erreichen des Rückens (abgesehen vom östlichen Aussichtspunkt). Zurückverfolgen konnte ich ihn damals nicht, weil auf der Wiese noch Schnee lag, aber im Folgenden wird er plötzlich ganz deutlich und verläuft exakt so, wie in der Karte eingezeichnet. Erst wechselt er zum allerersten Mal auf die rechte Seite des Rückens...
...dann kommt von rechts der westliche Zustieg herauf (den ich allerdings nur etwa 50 m weit verfolgen konnte und dann im Licht-Schatten-Gewirr verloren habe... unten im Tal ist der Anfang vorhanden) und gleich danach landet man an der deutlichen Verzweigung. Laut Karte macht das obere Pfadstück nicht viel Sinn, sondern führt nach kurzer Zeit wieder hinunter, aber sicherlich gab es früher noch eine Fortführung Richtung Pfetterkopf, den man heute nur noch weglos erreicht.
Die Entscheidung ob links oder rechts ist erst einmal ganz einfach: Wer den Pfetterkopf besuchen oder zumindest den Abstecher zum Hochgrabenrand mitnehmen will (und der lohnt sich auf jeden Fall, egal, was man danach vorhat), geht rechts, alle anderen links. Almwege und Quelle lassen sich von beiden Pfaden aus erreichen. Wie es dann weitergeht, hängt von der Kondition ab: entweder kann man weiter zur Grasbergalm und von dort zur Isar absteigen, oder über den Soiernweg ins Tal, oder über den unteren Almweg zurück zur Wiese und den Hinweg als Rückweg nehmen. Das wäre die schönste, aber auch anstrengendste Variante, die man nur mit sehr fitten Kindern und bei ausreichend Zeit unternehmen sollte.
Kürzer ist es, hier direkt zur Quelle im Markgraben abzusteigen und von dort (schönste Variante) zur Wiese zurückzukehren. Wessen Füße nicht mehr länger mitmachen, steigt am besten hier zur Quelle ab und geht über den unteren Weg Richtung Grasbergalm bis zum Fahrweg an der Diensthütte, der auf den Soiernweg führt. Wobei der Weg zur Diensthütte über den oberen Almweg zur Grasbergalm und von dort zurück zur Hütte zwar ein ganzes Stück länger, aber für die Füße angenehmer ist, da der obere Weg in deutlich besserer Verfassung ist (und das, obwohl nur der untere in aktuellen Karten verzeichnet ist).
Die Fotostrecken zeigen den direkten Abstieg zur Quelle mit Rückkehr zur Wiese bzw. den oberen Weg zur Alm inkl. Abstecher zum Hochgrabenrand und Pfetterkopf. Alles andere (wie man z.B. vom Hochgrabenrand direkt zur Quelle kommt) ist im PDF erklärt.
Das Hintergrundbild stammt von http://www.grsites.com.