Franz Xaver SeelosKurzbiographie: Prälat Karlheinz Knebel 40 Seiten DIN A5 Heftchen ISBN 978-3-940879-12-703. Oktober 2011Novene zum seligen Franz Xaver Seelos Geb. am 11.01.1819 in Füssen gest. am 4.10. 1867 in New Orleans selig gesprochen am 9. April 2000 in Rom P. Franz Xaver Seelos, ein Seliger unserer Tage aus Füssen Bis in unsere Tage war der Name des aus Füssen gebürtigen Priesters und in Amerika wirkenden Redemptoristen Franz Xaver Seelos verhältnismäßig wenigen Bewohnern des Allgäus bekannt. Wohl gab es über diese Persönlichkeit bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts einzelne Abhandlungen, genannt sei z. B. eine Lebensbeschreibung von P. Hildebrand Dussler in den Lebensbildern aus dem Bayerischen Schwaben, doch waren diese nicht allen zugänglich, und ebenso englische Literatur die aber nur in größeren Bibliotheken aufzufinden war. Auch hing seit geraumer Zeit ein Bild von P. Seelos im Vorzeichen der Füssener Pfarrkirche St Mang und Gebetszettel lagen auf, an denen aber die Gäste und auswärtigen Kirchenbesucher mehr Interesse zeigten als die Einheimischen. Jährlich wurden etwa 5000 Andachtsbildchen mitgenommen. Mehr Anerkennung und Beachtung fand P. Seelos dagegen bald nach seinem Tod 1867 in Amerika. Dort wurde seine Korrespondenz sorgfältig aufbewahrt; man erinnerte sich auch u. a. in Pittsburgh an eine wunderbare Heilung eines von epileptischen Anfällen geplagten Kindes und eines Krüppels durch den Segen des Paters oder an die Prophezeihung seines Todes im Jahr 1866. Auf die Frage einer Ordensfrau nach seinem Aufenthalt in New Orleans soll er gesagt haben: "Ein Jahr, dann werde ich an Gelbfieber sterben." Bereits um 1900 begannen die ersten Untersuchungen zur Einleitung eines Seligsprechungsprozesses vor allem in mehreren amerikanischen Diözesen. Doch sollte noch ein Jahrhundert vergehen, bis Papst Johannes Paul II. am 9. April 2000 den Redemptoristenpater Franx Xaver Seelos selig gesprochen hat.Damit setzte auch in Füssen schlagartig die Verehrung ein. Zwar war eine gründliche Vorbereitung dieser Festlichkeit nicht mehr möglich, da der Termin kurzfristig angesetzt wurde, doch konnte noch eine Pilgergruppe aus Schwaben nach Rom reisen und in der Partnerstadt Palestrina Quartier finden. Aber nicht nur in Füssen wuchs das Interesse an dieser priesterlichen Persönlichkeit, die Aufnahme im Kreis der Seligen gefunden hatte, auch in theologischen Standardwerken und in der religiösen Volksliteratur fand jetzt der Name Seelos Aufnahme, dessen Leben, Wirken und Verehrung nun in Kurzform vorgestellt werden sollen. 1. Leben und Werk Kindheitsjahre in Füssen Füssen, das bis zur Säkularisation zum Augsburger Hochstift gehörte und damals etwa 1500 Einwohner zählte, unterstand dem Bischof von Augsburg, während das Benediktinerkloster St. Mang als größter Arbeitgeber des Ortes galt und das gemeindliche Leben besonders prägte.Zu den im 18. Jahrhundert Zugezogenen zählte auch die Familie Seelos, die in der Spitalgasse Nr. 184 wohnte. Hier wurde der Vater des späteren Missionars 1782 geboren. Es war in dem Jahr, in dem Papst Pius Vl. vom 6. auf den 7. Mai in Füssen übernachtete und den auf dem Hutlerberg - heute Kalvarienberg wartenden Gläubigen den apostolischen Segen erteilte. Zu denen gehörte die Großmutter von Franz Xaver Seelos, die wenig später einen gesunden Buben namens Mang gebar. Dieser erlernte das Handwerk eines Tuchmachers, verließ 1803 im Alter von 21 Jahren Füssen und ging auf Wanderschaft nach Frankreich. Dort hatte Napoleon Bonaparte die Herrschaft übernommen. Als dieser sich 1804 in Notre Dame selbst krönte, war Mang Seelos unter den Zuschauern. Talentiert und begabt, lernte dieser als Autodidakt Französisch und eignete sich ein Wissen an, das seinen geistigen Horizont weitete. In seine Vaterstadt zurückgekehrt, wurde der streng gläubige und sozial eingestellte Katholik für mehrere Jahre in den Stadtmagistrat von Füssen gewählt. Auch verfasste er ein Familienhausbuch mit wertvollen Nachrichten über das städtische Leben. Am 28. Oktober 1811 heiratete Mang Seelos die sechs Jahre jüngere Franziska Schwarzenbach, eine Frau mit gesundem Menschenverstand, die ihren Kindern eine liebe Mutter war und diesen durch ihre Frömmigkeit ein gutes Beispiel gab. In den ersten zwanzig Jahren ihrer Ehe gebar sie zwölf Kinder. Das sechste von ihnen war Franz Xaver, der am 11. Januar 1819 das Licht der Welt erblickte und noch am gleichen Tag in der Stadtpfarrkirche das Sakrament der Taufe empfing. Von den ersten Wochen an lange kränkelnd, fühlte sich Franz Xaver innerlich stark mit der Mutter verbunden. Von ihr lernte er die Liebe zum Gebet und eine tiefe Verehrung der Gottesmutter. Täglich wurde in der Familie aus der Postille vorgelesen. Eines Tages soll der Kleine spontan zu seiner Mutter gesagt haben: "Ich will ein Franz Xaver werden", trug er doch selbst den Namen dieses großen Missionars. Mit sechs Jahren kam der Junge in die Knabenschule im Kornhaus, die er von 1825 bis 1831 mit gutem Erfolg besuchte. Zusammen mit etwa 50 bis 60 Schülern, die im Obergeschoss unterrichtet wurden, besuchte auch Franz Xaver an jedem Schultag früh um 7.30 Uhr in der Krippkirche St. Nikolaus die Schulmesse. In diesen Jahren empfing er am 3. September 1828 durch den Augsburger Bischof Iganz Albert v. Riegg das hl. Sakrament der Firmung und 1830 ging er zur Erstkommunion. Damals lernte der Heranwachsende auch in der eigenen Familie die sich ausbreitende wirtschaftliche Not kennen. Infolge der aus England übernommenen Mechanisierung der Tuchweberei verdiente der Vater als Tuchmacher immer weniger, außerdem verletzte er sich 1830 beim Holzhacken am Bein und musste für Monate das Bett hüten. Zudem stand die Mutter vor der Geburt des zwölften Kindes. Diese Erfahrungen lehrten Franz Xaver, wie er später einmal schrieb, für die Not anderer sensibel zu werden und zu erkennen, dass materielle Güter nicht alles im Leben bedeuteten und dass Not den Menschen näher zu Gott führen kann.Eine Besserung der wirtschaftlichen Situation der Eltern und der Wohnverhältnisse traten jedoch bald ein. Im Sommer 1830 starb der Mesner der Füssener Stadtpfarrkirche St. Mang, Georg Ghell, und Mang Seelos bewarb sich um dessen Nachfolge im Amt. Am 2. November gleichen Jahres wurde ihm der Mesnerdienst übertragen; gleichzeitig durfte er das größere Mesnerhaus beziehen. Gewissenhaft und mit Hingabe erfüllte der neue Mesner seinen Dienst, den er bereits früh um 3.30 Uhr begann, um auch Zeit für das Gebet zu haben. Franz Xaver aber wurde Ministrant und half dem Vater nach besten Kräften bei den vielfältigen Arbeiten. So wuchs bei dem Zwölfjährigen die Liebe zur Kirche, während die Mutter ihn in das Rosenkranzgebet einführte. Noch nach Jahrzehnten erinnerte sich der spätere Missionar daran, wenn er schrieb: "Liebe Mutter, wie danke ich Dir, daß du uns Kindern eine große Liebe zur Gottesmutter gelehrt hast. Solch ein Erbe ist mehr wert als Gold und Silber. Studienjahre in St. Stephan in Augsburg Schon bald erregte Franz Xaver Seelos die Aufmerksamkeit des neuen Stadtpfarrvikars Franz Anton Heim, der nach seiner Priesterweihe 1829 nach Füssen versetzt worden war, um einen bisher amtierenden Exbenediktiner von St. Mang als Seelsorger abzulösen. Vikar Heim ermunterte die Eltern, den begabten und frommen Jungen nach Augsburg zu schicken, wo er das 1828 eröffnete Gymnasium St. Stephan besuchen sollte. Um jedoch Unkosten zu sparen, erhielt der Knabe zunächst Privatunterricht bei einem Lehrer in Füssen, der den Lehrstoff der ersten Lateinklasse durchnahm, so dass der Junge im Herbst 1832 in die zweite Klasse der katholischen Anstalt eintreten konnte. Diese stand unter der Leitung von Rektor Josef Aigner, den 1835 Max Fortmayr ablöste. Trotz schwächlicher Konstitution und schwieriger Studienverhältnisse nahm Franz Xaver bereits am Ende des Schuljahres 1832/33 unter 51 Schülern den 3. Platz ein. Die Eltern vermochten dem kleinen Studenten wöchentlich höchstens einen Gulden zuzuwenden; so konnte dieser nicht im Studienserninar St. Joseph wohnen, kostete doch dort ein Platz jährlich 150 Gulden. Der Vater aber verdiente als Mesner im Jahr nur 80 Gulden, und auch ein von der Stadt Füssen gewährtes Stipendium wegen "Fleiß und gutem Benehmen" reichte nicht aus. So musste Franz Xaver in einem billigen Stadtquartier wohnen, täglich als Kostgänger in einem anderen Haus um das Mittagessen ansuchen und sich morgens und abends mit einem Stück trockenen Brots begnügen. Unterstützung fand er bei Franz Anton Heim, der 1832 als Stadtkaplan nach St. Moritz in Augsburg versetzt worden war, ab 1834 jedoch als Domkaplan und ab 1835 als Domprädikaturvikar an der Bischofskirche wirkte. In Füssen aber hatte der bisherige Domkaplan Johann Bapt. Graf die Stadtpfarrei St. Mang übernommen, die er bis zu seinem Tod 1862 pastorierte. (18) Franz Xaver Seelos besuchte bis zum Abitur 1839 das Gymnasium St. Stephan. Seine schulischen Leistungen - besonders in Latein und Französisch - waren lobenswert, wie Rektor P. Benedikt Richter OSB in den Zeugnissen bestätigte. Nicht zuletzt wegen seiner Erfolge in Mathematik und Griechisch und einem guten Gesamtnotendurchschnitt erhielt er dreimal in seiner Gymnasialzeit in Augsburg Buchpreise. Auf dem Weg zum geistlichen Beruf Wenige Monate nach dem Abitur entschloss sich Franz Xaver zum Studium an der Universität München. Dabei war er sich noch nicht darüber im Klaren, ob er einmal Welt- oder Ordenspriester werden sollte. So belegte er zunächst die philosophischen Fächer als Grundlage für ein künftiges Theologiestudium. In diesen Jahren hörte er Vorlesungen u. a. bei Ignaz v. Döllinger (1799-1890), George Phillips (1804-1872), Johann Joseph v. Görres (1776-1848) und einigen Schülern von Johann Michael Sailer. Diese zeichneten ein Priesterbild das durch Gläubigkeit, Aufgeschlossenheit für die Zeitprobleme und Volksverbundenheit beeindruckte. Professoren wie Sailer (1751-1832), Franz v. Bader (1765-1841) und Johann Adam Möhler (1796-1838) hatten damals der Münchener Universität ihren Stempel aufgedrückt. Gerade Bader wies immer wieder auf das wachsende soziale Problem des Proletariats hin. Eine Lösung sah er nicht in "Revolution und Klassenkampf', sondern in einer bewusst christlichen Verantwortung. Seelos selbst lernte hier auch die "Historisch-politischen Blätter" kennen, die der Sohn von Johann Joseph v. Görres, Guido Görres, herausgab. Diese Persönlichkeiten betonten nicht zuletzt den Gedanken der Volksseelsorge, die der Orden der Redemptoristen ebenfalls vertrat. Sein Gründer Alfons Maria di Liguori wurde 1839 heiliggesprochen und 1841 errichteten die Redemptoristen eine Niederlassung im Marienwallfahrtsort Altötting. All das bestärkte den 23-jährigen Studenten Seelos in seinem Entschluss, um Aufnahme in die "Kongregation des allerheiligsten Erlösers" zu bitten, deren Annonce er in einer katholischen Zeitschrift gelesen hatte. Viele Faktoren hatten zu dieser Entscheidung beigetragen: Das gläubige Elternhaus, die Gymnasialzeit in Augsburg und das Münchener Studium. Doch sollte man nicht das zarte Empfinden und feine Seelenleben des jungen Seelos übersehen, das sich in Gedichten und Träumen offenbarte. Immer wieder beschäftigte er sich mit den Fragen, ob er sich für die Ehelosigkeit entscheiden könne, ob er einmal zusammen mit seiner Schwester in einem schwäbischen Pfarrhof residieren würde? In langen Wanderungen während der Ferienzeit, die er in Füssen verbrachte, suchte er im Nachdenken und Gebet eine Antwort. Er wartete auf ein Zeichen von Gott, um eine Gewissheit für seine Lebensentscheidung zu finden. Sein Bruder Adam berichtete später: Als ich eines Sonntags zu ihm kam, sagte er zu mir: "Heute schreiben wir nicht. Gestern Abend erschien mir die Gottesmutter. Ich muß Missionar werden." Ob das ein Traum war oder ob sich sein Gebet zu dieser Gewissheit verdichtete, kann man nicht sagen; aber Franz Xaver wusste nun, wo sein Lebensziel lag. Er musste Missionar werden. Da die Redemptoristen Missionare für die Neue Welt suchten, bewarb sich Seelos 1842 bei den Ordensoberen in Amerika. Doch wartete er zunächst vergebens auf eine Antwort. So wechselte er um Allerheiligen 1842 von München nach Dillingen über, um hier sein Theologiestudium zu beenden. Doch wenige Wochen später traf die Zusage der Provinzleitung von Amerika ein und Seelos bereitete seine Abreise vor. Nur der Vater hatte von diesem Plan gewusst. Alle anderen rechneten damit, dass er zum Priester in der Diözese Augsburg geweiht werde. So verabschiedete sich Franz Xaver auch nicht persönlich von der Familie, sondern nur in Briefen. An seinen Bruder Adam schrieb er: "Wenn es auf mich allein ankäme, würde ich immer bei dir und unserer Familie bleiben; aber ich will und kann mich nicht dem inneren Ruf widersetzen, der von drüben kommt, sondern ich will mich mit ganzer Liebe hingeben" In ähnlicher Weise wandte er sich an seine Schwester: "Bin ich auch fern, die Liebe bleibt und eint uns auf ewig, hier im Gebet für einander, dort im frohen Wiedersehen ohne Trennung. Wird dir die Pflicht schwer, denke an deinen geliebten Bruder, er betet für dich. Wird mir die Pflicht schwer, wird mir das Herz schwer, denke ich schnell deiner und sage zu mir: "Siehe die Schwester, die geliebte, betet für dich! Nicht ohne Tränen schreibe ich dies ... Lebe wohl teuerste, unvergeßliche Schwester." Diese beiden Briefe geben einen Einblick in das innere Wesen des Scheidenden, der Pass aber, den Seelos benötigte, weist auf bestimmte äußere Merkmale hin: Alter: 24 Jahre - Größe: 6 Fuß (175 cm.) - Haarfarbe: braun - Stirn: gerundet - Augenbrauen: braun - Augen: braun - Nase: dick - Mund: breit Gesichtsfarbe: gesund - Andere Kennzeichen: keine. P. Seelos in Amerika Am 17. März 1843 schiffte Seelos in Le Havre auf dem Segelfrachter St. Nicholas nach New York ein. Die Überfahrt dauerte fast fünf Wochen. Trotz stürmischer See und Krankheit blieb Seelos gut gelaunt. 150 Passagiere reisten mit ihm, manchem davon blieb er auch später freundschaftlich verbunden. Am 20. April traf der Segelfrachter in New York ein. Seelos wurde vom Oberen der dortigen Redemptoristenniederlassung, einem von damals 15 Missionaren in Amerika, freundschaftlich begrüßt und vier Wochen später in das Ordensnoviziat in der Pfarrei St. James in Baltimore geschickt. Von dort schrieb Seelos voller Freude an seine Familie in Füssen: "Ich lerne das geistliche Leben und seine Schätze immer mehr schätzen. Gott pflanzt tief in mein Herz den Wunsch, mich ihm ganz hinzugeben. Diese Sehnsucht wächst von Tag zu Tag, so daß ich Gott mehr schenken will als je zuvor, alles was mir teuer war, alles woran einst mein Herz hing." Am 16. Mai 1844 legte Franz Xaver Seelos seine Ordensgelübde ab und am 22. Dezember gleichen Jahres empfing er in der Kirche St. James in Baltimore die Priesterweihe. Dort blieb er noch acht Monate lang bis Herbst 1845 als Hilfspriester. In dieser Zeit berichtete er immer wieder voller Zufriedenheit über seine Arbeit, aber auch über die Situation in den Vereinigten Staaten. Von seinem persönlichen Humor zeugt ein Brief an den Vater, in dem er den guten amerikanischen Schnupftabak lobte, auf den er künftig auf Anraten seines Novizenmeisters verzichten wollte, und ernsthaft den Satz anfügte: "Im Himmel wirst du mich dann mit einer Prise Schnupftabak willkommen heißen." Im Herbst 1845 wurde P. Seelos in die Pfarrei St. Philomena in Pittsburgh, Pennsylvania, versetzt, wo er neun Jahre lang blieb. In diesem Sprengel mit seinen ärmlichen Verhältnissen wirkten drei Redemptoristen: Franz Xaver Seelos und Joseph Müller, die P. Johann Nep. Neumann unterstellt waren. Dieser 1852 zum Bischof von Philadelphia geweiht und 1977 heilig gesprochen, kümmerte sich wie ein Vater um die jüngeren Mitbrüder und führte diese verständnisvoll in die Pastoral ein. Seelos schrieb über seinen Vorgesetzten: "Ich war sein Untergebener, aber mehr ein Sohn, der Hilfe brauchte. In jeder Hinsicht war er für mich wie ein vorbildlicher Vater. Er hat mich in das aktive Missionsleben eingeführt. Er hat mich als Seelenführer und Beichtvater begleitet." Die Seelsorge in Pittsburgh war schwierig und verlangte den vollen Einsatz aller Kräfte. Religiöse Schwärmer und Kirchenhasser breiteten sich in der Stadt aus. Es bedurfte viel Mut, um die in den umliegenden Dörfern verstreuten Katholiken zu besuchen. Seelos musste Trauungen halten, Taufen spenden und Kranke versehen. Das Wort Gottes hatte er in drei Sprachen - Deutsch, Französisch und Englisch - zu verkünden, und trotz seines von starkem Akzent geprägten Englisch galt Seelos als hervorragender Prediger. Sein Vortrag war unkonventionell, reich an Anekdoten und Geschichten, unterhaltsam und humorvoll. Lebendig stellte er den Zuhörern die Gestalten des Evangeliums vor und pries Gott als gütigen und barmherzigen Vater, was keinesfalls alle Prediger taten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Gläubigen vor seinem Beichtstuhl in langer Schlange anstanden und stundenlange Wartezeiten auf sich nahmen. Die Menschen spürten seine Güte und Fähigkeit, in den Herzen zu lesen, und kamen voller Vertrauen zu ihm. Trotz aller Arbeitsüberlastung nahm sich P. Seelos immer Zeit für den Einzelnen und zwar ohne Ansehen der Person: "Es wäre falsch, zu dem einen leutselig und zu den anderen unhöflich zu sein. " So begegnete er in gleicher Weise den "Gerechten und Sündern" und geißelte die Priester, die im Beichtstuhl einen Pönitenten hartherzig und gnadenlos verurteilten: "Tausende lehnen die Kirche und die Sakramente ab und gehen auf ewig verloren nur weil sie von einem Priester schlecht behandelt wurden." Besonders kümmerte sich P. Seelos auch um die Kinder und Armen, denen er mit Freundlichkeit begegnete und denen er seine Zeit opferte. Dennoch erfuhr er in Pittsburgh nicht nur dankbare Anerkennung, sondern von Kirchengegnern zugleich Ablehnung und Feindschaft. Im März 1854 wurde P. Seelos von Pittsburgh nach Baltimore versetzt, wo er drei Jahre lang in der Pfarrei St. Alfons wirkte. Wiederum erfüllte er mit Hingabe seine geistlichen Pflichten und kannte keine Berührungsängste im Umgang mit den Menschen. Als er eines Nachts an das Sterbebett einer jungen Frau in einem Haus von Prostituierten gerufen wurde, blieb er über Stunden bis zu deren Tod, ohne sich um böse Gerüchte zu kümmern, die dadurch aufkamen. Als ein besorgter Freund ihn auf die Schlagzeilen einer Zeitung aufmerksam machte, die auf diesen Krankenbesuch anspielten, lachte er nur und sagte: "Laß die Leute reden; ich habe eine Seele gerettet." Im Frühjahr 1857 erkrankte P. Seelos schwer. An einem Abend erbrach er nach langem Beichthören Blut, und die Provinzialleitung versetzte ihn auf einen leichteren aber keineswegs unwichtigeren Posten eines Rektors und Präfekten des Ordensklerikats in Cumberland, wo er zugleich in der Pfarrseelsorge mithalf. Hier war er für 60 Ordensstudenten der Redemptoristen aus mindestens sechs Nationen verantwortlich. Er war ihnen Vater, Mentor, Vorbild und Freund. Diese erlebten in ihm einen fröhlichen Ordensmann, der die Herzen der Studierenden gewann.Seine großen pädagogischen Fähigkeiten blieben nicht verborgen. Nicht von ungefähr schlug Bischof Michael O'Connor von Pittsburgh, der 1860 auf sein Amt resignierte, den Redemptoristenpater Franz Xaver Seelos als seinen Nachfolger vor und empfahl ihn der römischen Kurie. Als Seelos davon hörte, schrieb er persönlich an Papst Pius IX. und stellte sich selbst als völlig ungeeignet hin. Zugleich ließ er die Studenten darum beten, dass er bei ihnen bleiben dürfe. Eine neue Gefahr drohte dem Seminar, als Ende 1860 nach der Wahl Abraham Lineolns zum Präsidenten der Vereinigten Staaten der Sezessionskrieg ausbrach, das Seminar 1862 nach Annapolis verlegt werden musste und der Präsident im März 1863 den Einberufungsbefehl zum Heeresdienst für sämtliche Männer im Alter von 20 bis 45 Jahren unterzeichnete, wobei der Einzelne sich gegen Erlegung von 300 Dollar freikaufen konnte. Dazu waren die Redemptoristen allerdings nicht in der Lage und sämtlichen Ordensstudenten drohte die Einberufung. Daraufhin entschloss sich P. Seelos, zusammen mit einem Mitbruder zum Präsidenten zu fahren und diesen um Befreiung zu bitten. Lieber wollte er mit den Studenten ins Gefängnis gehen, als den Dienst mit der Waffe ableisten. Freundlich wurden die zwei Redemptoristen von Abraham Lincoln empfangen, doch eine Freistellung ließ sich nicht durchsetzen. Dennoch blieben alle Studenten glücklicherweise vom Militärdienst verschont. Dass P. Seelos auch ordensintern heftigen Angriffen ausgesetzt war, blieb nicht aus: Er sei für seine Tätigkeit nicht entsprechend qualifiziert, seine Methoden seien unkonventionell, im Umgang mit den Jugendlichen sei er zu nachgiebig, mache mit ihnen Musik, gehe mit ihnen zum Baden und veranstalte mit ihnen Schulspiele. Außerdem seien seine Lateinkenntnisse wenig befriedigend.Diese Beschwerden blieben nicht ohne Folgen. Ohne sich verteidigen zu können, enthob die Ordensleitung P. Seelos seiner Verantwortung für die Jugendarbeit. Dieser aber zeigte sich nicht verbittert, er erklärte sich vielmehr bereit, seinem Nachfolger mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Diese Handlungsweise zeigte deutlich, dass P. Seelos ein begnadeter Jugenderzieher war und auch uns noch Vorbild in der Jugendpastoral sein kann. Im Herbst 1863 musste P. Seelos wiederum eine neue Aufgabe übernehmen. Er wurde zum Leiter der Volksmissionare für das nordwestliche Gebiet von Amerika bestellt und hatte jetzt die Geneindemissionen vorzubereiten, die Missionspredigten in den Pfarreien zu halten und tagelang die Beichten abzunehmen. Diese Missionen, im Sinne des Ordensgründers Alfons v. Liguori gestaltet, ermutigten gerade viele Einwanderer im Glauben. P. Seelos, der sich mit Eifer dieser Glaubensverkündigung widmete, nahm u. a. an Volksmissionen in Missouri, Illinois, Wisconsin, Michigan, Ohio, Connecticut und Rhode Island teil. Freudig schrieb er 1863 an seine Schwester: "Ich liebe die Missionsarbeit mehr als alles andere. Es ist genau die Arbeit im Weinberg des Herrn; es ist ganz und gar apostolische Arbeit. " Doch war nicht zu übersehen, dass diese Arbeit an seinen Kräften zehrte. So war er nach dem Beichthören oft völlig erschöpft. Auch belastete ihn die übertragene Führungsaufgabe. Er wollte nicht Oberer sein, sondern einfach gehorchen. 1865 wurde ihm dieser Wunsch erfüllt. Die Provinzleitung wies ihn bis September 1865 zur seelsorgerlichen Mithilfe in der Pfarrei St. Maria in Detroit, Michigan, an, wobei er sich vor allem um die Kranken zu kümmern hatte. Bischof Paul Lefevre von Detroit war von der Persönlichkeit und dem Einsatz von P. Seelos tief beeindruckt. Beim Abschied sagte er: "Es tut mir leid, daß P. Seelos meine Diözese verläßt, denn man muß ihn nur anschauen, um, zu, wissen, daß er ein Heiliger ist." Am 27. September 1866 wurde P. Seelos in die Pfarrei Mariä Himmelfahrt in New Orleans versetzt. Diese Stadt galt als schwierig und gesundheitsgefährdend. Einwohner unterschiedlicher Herkunft und Nationalität lebten eng zusammen, man stritt sich um die Arbeitsplätze, und es herrschten erbitterte Konkurrenzkämpfe zwischen verschiedenen Gruppen. Auch war das feuchtwarme Klima eine Brutstätte mancherlei Krankheiten.Trotz allem aber freute sich P. Seelos auf seine Arbeit in New Orleans, wirkten doch in der Stadt mehrere Patres, die einmal seine Schüler gewesen waren. Nach Aussage eines Mitbruders soll er einmal über seinen neuen Wirkungsort gesagt haben: "Hier ist's gut sein im lichten warmen Süden ... Hier sollten einmal meine Gebeine im Grab ruhen, denn ich denke, ich bin genug gewandert." Schon ein Jahr nach der Übersiedlung brach in der Stadt eine Gelbfieberepidemie aus. Ein Drittel der 150 000 Einwohner steckte sich an, 6000 Menschen starben. Auch P. Seelos infizierte sich. Nach einem Krankenbesuch am Nachmittag des 17. September 1867 kehrte er müde und erschöpft nach Hause zurück, und bald fiel er immer wieder ins Delirium. Bei Tagesanbruch am Freitag, dem 4. Oktober, versammelten sich die Brüder um sein Lager und sangen, seinem Wunsch entsprechend, das Marienlied "Milde Königin gedenke ... ", und nach wenigen Stunden schied er gegen Abend 18.00 Uhr im Alter von 48 Jahren von dieser Welt. In priesterliche Gewänder gekleidet, wurde er in seiner Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt aufgebahrt. Am nächsten Morgen strömten die Gläubigen in Scharen herbei; sie wollten den Sarg dieses selbstlosen Priesters berühren, der für viele bereits als Heiliger galt. Der junge Mann aus Füssen, der seine Heimat verlassen hatte, um Christus in den Menschen zu dienen, hatte nun seine wahre Heimat in der Ewigkeit gefunden. 2. Die Verehrung des Seligen P. Seelos in Füssen Mit der offiziellen Seligsprechung im Jahr 2000 setzte verstärkt die Verehrung von P. Seelos ein, die - wie eingangs vermerkt - bereits seit Jahrzehnten in eher bescheidener Form in Füssen bestanden hatte. Vor allem nach Einleitung des Informativprozesses zu einem Kanonisationsverfahren um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erinnerte man sich wieder an den Geistlichen, der als Kind in Füssen gelebt, am Altar der Pfarrkirche St. Mang als Ministrant gedient und der in Augsburg bei St. Stephan seine Gynnasialstudien absolviert hatte. Außerdem hielten noch lebende Verwandte und Bekannte der Familie Seelos die Erinnerung an den Geistlichen wach, der als Missionar nach Amerika ausgewandert war. Zu diesen zählte u. a. der ehemalige Stadtpfarrmesner Franz Xaver Lipp (1923-1996), ein über die Stadtgrenzen hinaus bekannter Heimatforscher. In einer sehr schweren Krankheit rief er die Fürsprache des P. Seelos an und die Ärzte, die dem Todkranken kaum mehr eine Lebenschance gaben, staunten über die wunderbare, medizinisch nicht erklärbare Besserung seines Gesundheitszustandes. Nach der Seligsprechung jedoch häuften sich die Gebetsanliegen zu Hunderten, die an der neuen Gedenkstätte des P. Seelos im Kircheninneren von St. Mang niedergelegt wurden. Diese Gebetsstätte hat der Benediktbeurer Künstler Erwin Wiegerling in moderner Form gestaltet. Die Verantwortlichen der Pfarrei haben bewusst auf eine Angleichung im barocken Stil verzichtet. Sie wollten kein Museum, auch hatte ihrer Meinung nach die Seligsprechung nicht vor 250 Jahren, sondern zu Beginn des 3. Jahrtausends unserer Zeitrechnung stattgefunden. Davon zeugen auch die vielen Bitten der Gläubigen, von denen einige beispielhaft angeführt werden sollen: "Mein Sohn ist drogensüchtig. Bitte hilf ihm wieder auf den rechten Weg zu kommen. " "Bitte hilf, daß meine Anfälle wieder aufhören. A. C. 14 Jahre." "Lieber Gott, gib meinem Sohn wieder Kraft, eine neue Arbeit zu finden." "Für meine Familie. Beschütze meinen herzensguten Mann, laß den Krebs zum Stillstand kommen, damit wir noch viele schöne Jahre miteinander verbringen können. " "Seliger Franz Xaver, bitte laß unsere Kinder wieder zusammen finden und in Eintracht vereinen." Eine Mutter: "Bitte hilf E., daß sie wieder gesund wird." "Befreie J. von seiner Alkoholsucht und laß uns wieder glücklich werden." Doch bleibt es ein wichtiges Anliegen der Pfarrseelsorge, den seligen P. Seelos nicht nur als Fürsprecher in allen möglichen Nöten herauszustellen, sondern ihn auch der Jugend in Stadt und Umland als ein Vorbild vorzustellen. Ansätze dazu sind u. a. das Franz-Xaver-Seelos-Lied, ein Spiritual in englischer und deutscher Sprache, das die Füssener Sing- und Musikschullehrerin Frau Johanna Huber umgeschrieben hat und damit den neuen Seligen einer Reihe von Kindern und Jugendlichen näher bringt. Ferner sei auf das von der Jugendleiterrunde des Dekanats Füssen initiierte und gestaltete Dekanatsjugendgebet jeweils am Vorabend des Seelosfestes am 5. Oktober hingewiesen, das im Jahr 2003 zum dritten Mal stattfinden soll. Das sich daran anschließende Treffen der Jugendgremien im Franz-Xaver-SeelosHaus könnte sich nicht nur zu einer geselligen Begegnung, sondern darüber hinaus zu einer religiös geprägten thematischen Aussprache entwickeln, die indirekt durch die Persönlichkeit des Füssener Seligen angestoßen würde. Allerdinds bedarf es noch großer Geduld und vieler Bemühungen, um ein verstärktes Interesse der Heranwachsenden für den in Amerika verstorbenen Missionar zu wecken. Gleiches gilt ganz allgemein für die katechetische Arbeit im Religionsunterricht, bei den Ministranten- und Jugendgruppen oder in der Firmvorbereitung. Wichtig scheint vor allem das Vorbild der Erwachsenen zu sein, die den jungen Menschen das Vertrauen auf die Fürsprache des seligen Franz Xaver Seelos vorleben. Deshalb werden in der Pfarrkirche St. Mang monatlich einmal eine heilige Messe zu Ehren dieses neuen Seligen gefeiert, Litaneien und Fürbitten zusammengestellt und eine Partnerschaft zu der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in New Orleans angestrebt. Von daher gesehen ist die Geschichte des Füssener Seligen Franz Xaver Seelos nicht etwa abgeschlossen, vielmehr führt sie weiter in die Zukunft und wird dabei immer neue Impulse empfangen. von Msgr. Karlheinz Knebel - Artikel im Jahrbuch des Verein für Augsburger Bistumsgeschichte Seeligsprechung von Franz Xaver Seelos am 9. April 2000 Füssen/Rom Auf den Tag genau vor fünf Jahren sprach Papst Johannes Paul 11. den gebürtigen Füssener Franz Xaver Seelos selig. "Das größte Ereignis in meinem ganzen Leben", erinnert sich Seelos' Urgroßnichte Lilly Neumaier Aschenbrenner gern an den 9. April 2000. Gemeinsam mit Pilgern aus Füssen und New Orleans, wo der Missionar Seelos bis zu seinem Tod gewirkt hatte, nahm sie damals an der dreistündigen Zeremonie auf dem Petersplatz in Rom teil. "Ich durfte das Geschehen aus nächster Nähe verfolgen", erzählt Neumaier-Aschenbrenner vom Tag der Seligsprechung. "Und ich bin unendlich glücklich, dass ich von Johannes Paul II. die heilige Kommunion erhalten habe." Den Papst hautnah zu erleben - für die Füssenerin war das ein "ergreifendes Erlebnis", zumal der heilige Vater schon seinerzeit den Gottesdienst unter großer Anstrengung geleitet habe: "Wir haben uns bereits damals Sorgen gemacht." Umso größer war die Freude der Füssener, als sie der Papst in deutscher Sprache grüßte: "Franz Xaver Seelos wurde in Füssen im Allgäu geboren und ist bei den Benediktinern in Augsburg zur Schule gegangen. So wurde ihm die schwäbische Heimat zum Mutterboden seines Glaubens. Der neue Selige mache Euch Mut, das Abenteuer Glauben zu wagen", sagte der Pontifex. Lilly Neumaier-Aschenbrenner und die Gläubigen aus New Orleans hatten ihr Ziel erreicht: Nach Jahrzehnten intensiven Forschens war es ihnen gelungen, dass der Redemptoristen Pater Franz Xaver Seelos (1819-1867) selig gesprochen wurde. ohne die Unterstützung Johannes Paul II. wäre das wohl nicht möglich gewesen. 2002 wurde Aschenbrenner für ihre Verdienste sogar zur Ehrenbürgerin von New Orleans ernannt. Eine "lebendige Verehrung des Seligen" wünschte sich Füssens Stadtpfarrer Karlheinz Knebel am Tag der Seligsprechung. Und zumindest teilweise habe sich dieser Wunsch auch erfüllt, wie der Geistliche fünf Jahre später resümiert: So habe sich das Franz-XaverSeelos-Haus der Pfarrgemeinde zu einem Treffpunkt der Jugend entwickelt, die insbesondere den Seelos-Tag am 5. Oktober im Gebet feiert. Auch Plakate und Kunstwerke, die von jugendlichen gestaltet wurden, befassen sich mit dem Seligen. Viele Wünsche an den Seligen Groß ist die Resonanz auf die Seelos-Gebetsstätte, die wenige Wochen nach der Seligsprechung in Sankt Mang errichtet wurde. In einer Glasvitrine können dort schriftlich Bitten und Anliegen hinterlassen werden: Tausende Zettel seien dort in den vergangenen Jahren eingeworfen worden, so Knebel. Kinder bitten um schulischen Erfolg, dass der Hamster wieder gesund wird und dass Mami und Papi wieder zusammenziehen". Nicht weniger eindringlich sind die Fürbitten der Erwachsenen: So bittet ein Ehepaar, "dass unser sehnlichster Wunsch, ein Kind zu bekommen, in Erfüllung geht". Auch um Gesundheit und einen guten Tod wird gebeten: "Bitte befreie meine Mutter von ihren Schmerzen." Die Gebetsstätte zeigt laut Knebel, dass die Menschen ein großes Bedürfnis haben, in anonymer Form ihre Sorgen loszuschreiben. Nur ganz wenige würden die Zettel dazu nutzen, über die moderne Gestaltung der Gebetsstätte zu schimpfen. Die Seligsprechung hat laut Knebel bewirkt, dass die geschichtliche Gestalt Franz Xaver Seelos ins öffentliche Bewusstsein der Kirche gerückt sei und er so für viele Gläubige zum Vorbild wurde. "Man kann die Glaubenserfahrung mit einer Person verbinden", so Knebel. Dabei dürfe jedoch nicht vergessen werden, dass es um den Glauben an Jesus Christus geht: "Das war Seelos Anliegen, nicht die Verehrung seiner eigenen Person." Die Verehrung für Seelos könnte aber durchaus noch weiter wachsen, meint Knebel. ln der Diözese wird Franz Xaver noch etwas stiefmütterlich behandelt." Beispielsweise könnte er Nebenpatron für Sankt Mang werden, so der Dekan. Dazu bräuchte es aber das Engagement des Bischofs. Ziel: Heiligsprechung Und dann wäre da noch das neue Ziel der Katholiken vom "Seelos-Center" New Orleans: die Heiligsprechung. Dafür ist mindestens ein weiteres Wunder nötig - so wie die wissenschaftlich unerklärbare Heilung einer krebskranken Frau, die den Ausschlag für die Seligsprechung gegeben hat. Nachforschungen hätten bereits zu ersten Ergebnissen geführt, weiß Neumaier-Aschenbrenner von ihren Freunden aus New Orleans. "Ich hoffe sehr, dass ich das noch erleben werde." Auch Knebel kann sich vorstellen, dass Seelos heilig gesprochen wird, wenn neue Wunder vom Vatikan anerkannt werden. Es kann 200 Jahre dauern, es kann aber auch sehr schnell gehen." Dies hänge nicht zuletzt vom nächsten Papst ab. Aber auch Seelos Seligsgrechung kam, laut Knebel, "völlig überraschend". Sabine Frey und Annelies Hofmann Zur Eröffnungsfeier der Pfarreiengemeinschaft St.Mang, St.Walburga (Weißensee) und der Pfarrei "Zu den Acht Seligkeiten" wurde eine Bildmontage mit dem seligen Franz Xaver Seelos und dem Patron des Allgäus, dem heiligen Magnus von Jugendlichen aufgerichtet. Sie wollen damit die historische Linie in unsere Zeit verlängern. Das Gestell gleicht dem # Zeichen, welches als Platzhalter bei digitalen Textanwendungen fungiert. Damit wird gesagt, das immer ein Platz für neue Heilige offen ist. Eine kurze Beschreibung: Franz Xaver Seelos wurde am 11. Januar 1819 in der Füssener Spitalgasse Nr. 13 als siebtes von zwölf Kindern geboren. Seine Eltern, Franziska und Magnus Seelos, ließen den Jungen in der Stadtpfarrkirche St. Mang taufen. Später wurde der Vater, bisher Textilkaufmann, Mesner an der gleichen Kirche. Nach der Grundschule kam Franz Xaver an das Gymnasium St. Stephan in Augsburg. Nach dem Abitur studierte er in München zwei Jahre Philosophie und ein Jahr Theologie, ehe er im September 1842 in das Priesterseminar in Dillligen eintrat. In dieser Zeit hatte er Kontakte mit der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen und lernte deren besonderes Anliegen kennen und schätzen: die Seelsorge an den pastoral verlassenen Menschen. Er las in der Zeitschrift "Sion" Briefe von Redemptoristen, in denen die seelsorgliche Notsituation bei den Einwanderern in die Vereinigten Staaten von Amerika beschrieben wurde. Im November 1842 erhielt er die Zustimmung zum Eintritt bei den Redemptoristen. Im März 1843 begab er sich nach Le Havre zur Überfahrt nach Amerika; am 20. April kam er in New York an. Bereits am 22. Dezember 1844 wurde er in Baltimore zum Priester geweiht. Nun begann seine Tätigkeit als Pfarrseelsorger und Missionar, bald auch als Oberer, Novizenmeister und Verantwortlicher für die Studenten. In Pittsburgh arbeitete er einige Zeit mit seinem Mitbruder Johannes Nepomuk Neumann, dem späteren Bischof von Philadelphia, zusammen, der 1976 durch Papst Paul Vl. heilig gesprochen wurde. Über ihn sagt Seelos: "Er hat mich ins aktive Missionsleben eingeführt". Wie Neumann arbeitete er mit vollem Einsatz und behielt dabei stets seine natürliche Freundlichkeit. Er konnte sich einfühlen in die Nöte der Menschen und wurde so bald zum gesuchten Beichtvater und geistlichen Begleiter. Seelos überzeugte die Leute, dass die Beichte nichts Belastendes ist, sondern Begegnung mit dem barmherzigen Herrn. Sein Beichtstuhl stand allen offen: "Ich höre Beichte auf deutsch, englisch, französisch, in gleicher Weise Weiße und Neger." Die Gläubigen beschrieben ihn als Missionar mit einem ständigen Lächeln auf den Lippen und einem großzügigen Herzen gegenüber den Bedürftigen und Entwurzelten. 1860 wollte der Bischof von Pittsburgh, dass Pater Seelos sein Nachfolger würde. Als dann doch ein anderer ernannt wurde, dankte Seelos Gott, "dass der liebe Gott die große Gefahr von mir abgewendet hat". 1866 wurde er in die Kommunität von New Orleans versetzt zur Seelsorge in der dortigen Redemptoristenpfarrei. Unermüdlich besuchte er die an Gelbfieber Erkrankten. Übermüdet von seinem Einsatz wurde er selber krank. Am 4. Oktober 1867 starb er - im 49. Lebensjahr. Bis zuletzt blieb er heiter und freundlich. Gebet Herr Jesus, Erlöser der Menschen, im Seligen Franz Xaver Seelos hast du deiner Kirche einen unermüdlichen und stets freundlichen Seelsorger und Missionar geschenkt: - Berufe auch heute Männer und Frauen in den seelsorglichen Dienst am Volk Gottes und an den suchenden Menschen! - Schenke den Berufenen die Gaben des Heiligen Geistes, Liebe zu dir und zu den Menschen! - Gib allen, die an dich glauben, Freude und Zuversicht! - Öffne unsere Herzen auch denen gegenüber, die anders sind als wir! So bitten wir dich, der du lebst und herrschst heute und in Ewigkeit. 'Amen. LITANEI ZUM SELIGEN FRANZ XAVER SEELOS Herr, erbarme dich unser! Christus erbarme dich unser! Herr erbarme dich unser! Christus höre uns Christus erhöre uns! Gott Vater im Himmel, erbarme dich unser! Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme dich unser! Gott Heiliger Geist, erbarme dich unser! Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns! Heiliger Magnus, bitte für uns! Heiliger Ulrich, bitte für uns! Seliger Franz Xaver Seelos, bitte für uns! Du Freund der Armen, bitte für uns! Du Hilfe der Kranken, Du Tröster der Traurigen und Verzweifelten, Du Helfer in inneren Nöten, Du Beistand und Berater im Beichtstuhl, Du Beistand im Sterben, Du Verkünder des Wortes Gottes, Du Freund Gottes, Du Verehrer der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, bitte für uns! Herr Jesus, gib uns die Entschiedenheit, dir in unserem Leben zu folgen. Wir bitten dich, erhöre uns! Hilf uns, in Fröhlichkeit und Güte unseren Glauben zu leben. Wir bitten dich, erhöre uns! Steh uns bei in den Nöten des täglichen Kreuzes. Wir bitten dich, erhöre uns! Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt; Herr verschone uns. Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, Herr erhöre uns. Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt; Herr erbarme dich. Gott, du hast den Seligen Priester Franz Xaver Seelos mit einer besonderen Liebe versehen, so dass er die Geheimnisse der Erlösung verkündigte und die Betrübten tröstete, auf seine Fürsprache gewähre uns, dass wir mit Eifer für deine Herrlichkeit und für das Heil der Menschen wirken. FÜRBITTEN P. Unseren Vater im Himmel, der in Franz Xaver Seelos unserer Stadt einen Seligen geschenkt hat, wollen wir bitten: V. Berufe immer wieder junge Menschen in Deinen Dienst und befähige sie, mit Begeisterung und Eifer das Evangelium zu verkünden. V. Erwecke auch in uns die Sehnsucht, missionarisch zu wirken und uns in die Nöte unserer Mitmenschen einfühlen zu können. V. Auf die Fürsprache unseres Seligen Franz Xaver Seelos befreie uns von Egoismus und schenke uns ein großzügiges Herz gegenüber den Bedürftigen und Heimatlosen. V. Laß in uns die Bereitschaft wachsen, kranken und alten Menschen zu helfen und ihnen freundschaftlich und liebevoll zu begegnen. V. Erbarme dich unserer Verstorbenen und schenke ihnen die ewige Seligkeit. P. Gott, unser Vater, wir danken dir für die Seligsprechnung von Franz Xaver Seelos und preisen dich in Ewigkeit. Amen. |