Stuibenfälle - Archbachschlucht
8. Dezember 2008
ca. 5km lange. alpine Abenteuerwanderung mit ca. 100 m Höhenunterschied
Start: P-Archbach: 890m üNN Archbachschlucht Ende: 930m üNN Stuibenfall
Kanzel: 960m üNN Staumauer: 990m üNN Hängebrücke 980m üNN
Google Map Wanderkarte zur Tour
Start: Reutte - Ortsteil Mühl - Planseewerk.
Die Spannung auf die Mühlbachklamm steigt schon, wenn man sich
links am Rand
vom Planseewerk vorbei schleicht, als würde man über Fabrikgelände in einen
Hinterhof fahren. Hoch über uns die ST179, die Umgehungsstraße von Reutte. Nach dem
letzten Gebäude vom Planseewerk scharf rechts über die neue Brücke vom Zwieselbach und links
zu einem Parkplatz. Vor dem gefährlich anmutenden Feld von Isolatoren parken wir unser
Auto und wandern östlich in die Schlucht hinein. Aus dem großen Schacht vom
Wasserkraftwerk quillt eine große Wassermenge und von unseren Stuibenfällen
kommt nur ein mickriges Rinnsal, welches sich an den Turbinen vorbei gemogelt
hatte. Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, wie hier das Wasser ursprünglich
durch die Klamm getobt hat. Beim Hochwasser von 24. August 2005 konnte ich das
einmal erleben. Aber auch das Rinnsal hat seinen Reiz, besonders im Winter. Da
wachsen die Eiszapfen zu Säulen und das fließende Wasser kämpft mit dem Schnee
um die Oberhand. Die eisige Stille wird nur durch leichtes Glucksen und Blubbern
unterstrichen und zieht einen in den Bann. Nach der Klamm mit mehreren
Wasserfällen, die über eine Brücke und einen Felsenweg bezwungen wird, kommt ein
sanftes Flussbett, welches ich am liebsten im Bachbett durchwandere. Dazu eignen
sich nur die wenigen Tage im Winter, an denen der Schnee fest und die kleinen
Pfützen knallhart zugefroren sind. Dazu der Fels gefriergetrocknet, denn sonst
kommt man die Stufe zum Canyon nicht hinauf. Mit dem nötigen Respekt und einem
gerüttelt Maß an Vorsicht blickt man hinein in den Schlund – man könnte glatt
darin ersaufen. Für die vernünftigeren Wanderer haben die Wegebauer eine
Aussichtskanzel über dem großen Stuibenfall gebaut. Von dort aus nur noch wenige
Meter und wir haben die Staustufe von kleinen Plansee erreicht. Wer über den
Ministersteig zurückwandert, kommt zur noch fast neuen Hängbrücke über den
Lawinentobel. Ein Leckerbissen für die meist angstfreien Kinder, die hier ihren
Eltern zeigen können, was Vertrauen heißt. „Kommt, meine Lieben,“ ruft Mutti
„wir gehen lieber den schöneren Weg durch die Klamm zurück!“ – nicht wahr?
Text für AZ 7.11.08 Hinweis: Der Steig
durch die Klamm wurde 2016 vollkommen saniert.
Wir fahren von Reutte zum Ortsteil Mühl, über den Parkplatz beim Planseewerk in
Richtung Osten unter der Brücke der Umgehungsstraße hindurch am Archbach
entlang. Vor dem Wasserkraftwerk fahren wir rechts über den Parkplatz zur die
Brücke um dann links zu einem großen Parkplatz bei dem Isolatorengarten zu
gelangen.
Hier wurde 2016 ein sicherer Eisensteg gebaut.
Achtung - Steinschlaggefahr. Im Sommer kann man zwar auch hier noch bis zum Ende
des Maschendrahtzaunes fahren, aber oft verhindern größere Steinblöcke und tiefe
Schlaglöcher ein sicheres Durchkommen.
Nachdem wir die erste Holzbrücke überquert haben, beginnt der schöne Weg durch
die Schluchten des Archbach. Hier stehen wir vor der Abzweigung, die hinauf, dem
sogenannten Ministersteig führt.
Massive Geländer wurden 2016 durch die ganze Klamm gebaut.
Über die dritte und vierte Brücke in der Archbachklamm gelangen wir zu den im
Fels gehauenen und mit betonierten Treppen gesicherten Felssteig. Dieser
interessante Abschnitt ist nicht sehr lang und, mit dem nötigen Respekt
begangen, auch nicht gerade gefährlich. Achtung, dieser Weg wird nicht geräumt
oder gestreut! Oftmals sind die unteren Stufen komplett mit Eis bedeckt und der
Weg wird ohne Steigeisen unpassierbar.
Die erste Felskuppe liegt hinter uns. Viel schöner, als es auf den Fotos heraus
kommt, glänzt das türkiesgrüne Archbachwasser in den Gumpen. Noch einmal geht es
über eine Kuppe, dann wandern wir ein gutes Stück ebenerdig am Archbach entlang
bis zum Stuibenfall.
Die gelben Eiszapfen links kommen direkt vom Berghang, der in Höhe der
Hängebrücke Sonne ab bekommt und sein Schmelzwasser in die kalte Schlucht
tropfen lässt. Das Eis vom Archbach dagegen schimmert schön bläulich. Nun führt
uns der Weg weiter hinauf zur Aussichtskanzel.
In schwindelerregender Höhe stehen wir auf der Felskanzel und blicken in den
tiefen, schön schaurigen Schlund hinein. Nach diesem kurzen Auch die Kanzel
wurde 2016 vollkommen erneuert. Abstecher wandern
wir weiter hinauf und erreichen den kleinen Plansee bei seiner Staumauer.
Endlich wieder Sonne - aber nur kurz am Vormittag, denn danach wirft der Tauern
seinen Schatten hoch über das Tal.
Fast ebenerdig wandern wir hinüber zur Hängebrücke. Schnell wird mit dem Eis
auch der einfachste Weg zum Wagnis. Im Winter ist es immer ratsam Krödeln dabei
zu haben. Mit diesen Steigeisen ist so eine Stelle sicher zu begehen.
Die Hängebrücke macht einen festen Eindruck, aber, wer denkt, er könne so flott
darüber flitzen, bringt die Konstruktion ganz schön in's Schwingen. Hier lässt
sich sehr gut demonstrieren, dass eine absichtlich unterschiedliche Schrittlänge
und ein taktloses begehen der Brücke das Schwingen verhindert. Nicht nur für
Soldaten gilt: "Überquere niemals im Gleichschritt eine Brücke!"
Nach der Brücke endet der schönste Teil des Rundgangs. Wer weiter wandert, kommt
über den Ministersteig wieder zum Wasserkraftwerk, aber der Weg bis zur
Hängebrücke ist so interessant, dass wir dort meistens kehrt machen und wieder
über den Stuibenfall und die Archbachklamm zurück wanderen.
Google Map Tourenpinnwand Sehr geehrter Herr Vogler!
Die Warnung vor einem „Wasserschwall“ in der Stuibenfällen ist durchaus ernst zu nehmen!
Eine mögliche Ableitung von einer zusätzlichen Wassermenge entsteht in
diesem Fall nicht durch ein öffnen von Schleusen, sondern bei einem größeren
Ausfall des Mittelspannungsnetzes wird die Wasserzufuhr zu Turbinen des
Kraftwerkes Plansee durch die Sicherheitseinrichtungen automatisch in wenigen
Sekunde gedrosselt. Dies führt zu einem Anstieg des
Wasserstandes im Einlaufbecken oberhalb der Stuibenfälle und in weiterer Folge
kommt es zu einem überlaufen von Wasser über die Wehrkrone. Der
Anstieg des
Wasserabflusses erfolgt kontinuierlich und nicht wie beim Öffnen einer Schleuse
schlagartig.
Die geschilderte Situation kommt sehr selten vor,
kann aber nicht ganz ausgeschlossen werden.
Den Canjoningbetreibern ist diese
Möglichkeit sehr wohl bewusst, wird aber in Kauf genommen - mit der Begründung
es seien genug Ausstiegsmöglichkeiten vorhanden.
Mit freundlichen Grüßen
Lothar Reinstadler
Leiter Kraftwerke
Elektrizitätswerke Reutte AG
Klamm,
Tobel und Wasserfälle
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