Bei den Wandervorbereitungen in den letzten 2 Jahren sind wir ab und zu auf Touren mit ausgesetzten Stellen gestoßen, die nicht unbedingt schwierig sind, aber bei denen man sich wegen der großen Absturzhöhe keinen Fehltritt leisten kann. Oft finden sich an solchen Stellen Drahtseile und die Wege werden als "versicherte Steige" beschrieben, die man als Erwachsener normalerweise ohne Eigensicherung begeht.
Kinder sind natürlich leichter mal abzulenken oder haben im Zweifel auch nicht die Kraft, sich beim Ausrutschen mit einer Hand an einem Drahtseil festzuhalten, das oft genug auch eher in ihrer Schulter- oder Kopfhöhe verläuft. Darum haben wir uns Anfang 2011 eine Anseilausrüstung zugelegt. Da es damals noch keine kindgerechten Klettersteigsets gab, haben wir eine Eigenbau-Lösung verwendet. Die war für versicherte Steige ok, da es dort keine senkrechten Fallmöglichkeiten gibt, bei denen eine Falldämpfung notwendig wäre. Inzwischen gibt es aber auch KS-Sets für Kinder, die man auch für versicherte Steige verwenden sollte, da Fehlbedienungen wie falsche Knoten etc. damit ausgeschlossen sind.
Wanderungen, auf denen wir uns angesichert haben, sind mit diesem Symbol gekennzeichnet. Das heißt aber nicht, dass die Tour zwingend eine Ansicherung erfordert! Das muss jeder selbst entscheiden, die Fotos bieten dafür hoffentlich eine ausreichende Grundlage.
Ein großer Vorteil der Ansicherung besteht aus unserer Sicht darin, dass die Kinder schwierige Passagen alleine bewältigen dürfen. Sonst müsste man die mit ihnen an der Hand überwinden, und dabei geht man ja auch selbst unsicher, weil man oft merkwürdige Verrenkungen anstellen muss, um sowohl das Drahtseil an der Wand als auch die Kinder an der Hand zu erreichen. Und lernen tun die Kinder dabei gar nichts. Mit Sicherung können sie hingegen im eigenen Tempo und unter Einsatz aller Hände und Füße herausfinden, wo sie sicher stehen und greifen können und sich dadurch Sicherheit antrainieren, um später auch schwierige Stellen zu überwinden, an denen man sich nicht ansichern kann.
Bitte beachten:
Ich bin ganz Deiner Meinung, dass wenn man Kinder wie an der Hundeleine am kurzen Seil führt, geht's innig vereint wo runter. Passiert an meinen Hausberg Säuling nicht selten bei Urlaubern.... Drum Deine Warnung sehr gut! ABER das korrekte Gehen am kurzen Seil ist extrem hilfreich - wenn man es richtig macht. D.h. man hat immer wo einen Fixpunkt, sei es das Seil um eine Felsnase zu legen, oder Kind nachzusichern, oder laufenden Fixpunkt am Drahtseil etc. Als Füssener gehe ich von klein auf in die Berge, hab sehr gute alpine Ausbildung im JDAV genossen und als unsere Kinder spannendere Sachen wollten, habe ich - und das ist der Tipp den man evtl schreiben könnte - mir einen Bergführer privat geholt und eine Mehr-Tages Auffrischung und Schulung geholt, wie man richtig mit kurzem Seil unterwegs ist und wo die Risiken und Grenzen liegen. Kann ich nur empfehlen."Halte ich für einen wertvollen Tipp. Wir haben uns ja auch für's Klettersteiggehen einen Kurs gegönnt. Sich von Profis Sachen beibringen zu lassen, ist sicherlich das Vernünftigste, wenn es um Sicherheit geht.
Der DAV hat 2010 in einem Test (nachzulesen im DAV Panorama 4/2011, hier als PDF) nachgewiesen, dass herkömliche Klettersteigsets bei Kindern (aber auch Erwachsenen unter 80 kg) bei einem Sturz zu schwersten Verletzungen der Wirbelsäule führen können. Grund ist das zu geringe Gewicht, durch das die Falldämpfungen der KS-Sets nicht auslösen, so dass die Kinder ruckartig gebremst werden. Zitat: "Die Gurtwahl (Brust- oder Beckengurt) entscheidet praktisch nur, ob die Wirbelsäule oben oder in der Mitte durchbricht."
"Die Norm schreibt vor, dass der Bremsweg NICHT LÄNGER als 120cm sein darf, er MUSS ABER NICHT 120cm betragen. D.h. bei den Tec Step Sets wird der Bremsweg bei 30kg Testgewicht deutlich unter 120cm liegen, bei 100kg nutzen wir die 120cm dann voll aus.
Um nun aber bei 30kg (bei kürzerem Bremsweg) einen erträglichen, ja sogar niedrigeren Fangstoss zu erreichen, ist der Aufbau des Tec Step Bandfalldämpfers zweistufig: in der ersten Stufe (bis 30cm Aufreisslänge) sind die Bindefäden zwischen den beiden verwobenen Bändern "weicher", d.h. ein Tec Step Set spricht sehr weich an, auch bei 30kg erreichen wir (bei kurzem Bremsweg von 30cm) Fangstosswerte um 2.5 bis 3kN. In der zweiten Stufe werden die Bindefäden dann "härter", so dass wir mit 80kg oder gar 100kg Fallmasse nicht über die 120cm Bremsweg hinaus gelangen. Dies alles bei Fangstosswerten um 4 - 4.5kN.
Die DAV Untersuchungen sind uns natürlich bestens bekannt und Mammut engagiert sich in verschiedenen Gremien sehr stark in diesem Bereich, um die Sicherheit auf Klettersteigen seitens der Produkte zu erhöhen. Unsere Tec Step Sets wurden vom TÜV (welcher ebenfalls bestens über die DAV Ergebnisse informiert ist) von 30 bis 100kg zertifiziert. Hierzu waren jedoch Nachweise über Testversuche eben mit 30kg, 50kg, 80kg und 100kg notwendig. Sowohl auf der hauseigenen Sturzanlage hier bei Mammut, als auch beim unabhängigen Prüfinstitut IFT in Stuttgart, konnten wir die oben genannten Werte für 30kg Stahlmasse erzielen. Da jedoch die Ergebnisse des DAV gezeigt haben, dass mit einer Stahlmasse eine tendenziell schwerere Person simuliert wird, haben wir die 30kg dahingehen eingeschränkt, dass bei Stürzen über 4m (= sehr schwerwiegender Sturz. Unabhängig von Fangstoss etc. ist hier die Verletzungsgefahr durch hervortretende Eisenstife, Leitern etc. enorm hoch!) die Fangstosswerte kurzzeitig (wir sprechen hier von Millisekunden - der Faktor Zeit wird in der VF Norm nicht berücksichtig, spielt aber laut einem von Mammut konsultierten Professor für Forensik an der ETH Zürich eine entscheidende Rolle) an die 5 bis 5.5kN herangehen können. Bei den Laborversuchen mit 30kg Stahlmasse haben wir mit den Tec Step Sets jedoch wie gesagt Kraftspitzen um 2.5 bis 3kN aus einer Fallhöhe von 5m erreichen können."
Bitte unbedingt beachten! Man darf sich durch die neuen Sets nicht in falscher Sicherheit wiegen lassen! Auch mit kindgerechter Falldämpfung ist ein Klettersteigset nur als Lebensretter gedacht, vom DAV treffend mit einem Airbag verglichen. Wenn man auf einem Klettersteig so runterfällt, dass die Falldämpfung auslöst, kann man sich z.B. durch Anschlagen des Kopfes an Eisentritten oder Felsvorsprüngen allerschwerste Verletzungen zuziehen! Ein Sturz muss also unbedingt vermieden werden (und ein Helm ist sowieso Pflicht).
Daher ist ein
sicherlich eine gute Idee, bevor man mit den Kindern auf Steige mit vertikalen Abschnitten geht. Wir haben unseren im September im Allgäu gemacht und dabei sehr viel gelernt! Zum Nachsichern von Kindern siehe unten.
Anfangs hatte Florian einen Petzl Simba C65, ein Kombigurt mit Arm- und Beinschlaufen. Der war für das Alter sinnvoll, da die Hüfte noch nicht stark ausgeprägt ist und ein Hüftgurt alleine nicht genug Halt bietet. Die Sicherungsschlaufen auf Brusthöhe berücksichtigen außerdem den bei kleineren Kindern noch höher liegenden Körperschwerpunkt.
Der Gurt ist sehr leicht anzulegen und einfach festzuzurren. Wenn man zwischendurch mal ein paar hundert Meter ohne Sicherung gehen kann und das Seil am Rucksack verstaut, muss der Gurt natürlich trotzdem halten. Dazu hatten wir diesen kleinen Schnappkarabiner für die Sicherungsschlaufen dabei.
Ariane war damals schon für ihr Alter recht groß, so dass bei ihr schon
ein Skylotec SC 102 Minitec 2 Hüftgurt richtig
saß. Das muss man wie gesagt unbedingt in einem Fachgeschäft beurteilen
lassen. Der Gurt ist auch für's Klettern und Abseilen geeignet, was Ariane schon
2-3x an der Kletterwand gemacht hat, und ist dementsprechend auch an Beinen und
Hüften gepolstert.
Die Gurte liegen beide so um die 50-60 Euro.
Inzwischen trägt Florian den Skylotec-Gurt und Ariane hat schon den nächsten, einen Singing Rock Attach C5020 in Größe XS.
Da ich wohl nie unter 80 kg wiegen werde, hab ich mir das Skylotec Skysafe (Herstellerseite) zugelegt, da ich die großen Karabiner so schätze, die wir bei unserer Eigenbau-Lösung im Einsatz hatten. Das Skylotec hat laut einem Vergleichstest die größte Reichweite, die man finden kann, und das ist durchaus hilfreich, wenn man sich mal langmachen muss, um einem der Kinder beim Umsetzen zu helfen. Die Äste sind vom Einbindepunkt bis zur Schnapperöffnung ungedehnt 90 cm, gedehnt 130 cm lang. Das Set wiegt 660 g (selbst gemessen, die Angaben von 540 g auf diversen Shop-Seiten sind Unsinn),
Update: Inzwischen haben wir für Steffi und die Kinder das Skylotec Skysafe II mit einem Gewichtsbereich von 30-120 kg (siehe oben) gekauft, weil sie so gerne wieder die Skylotec-Karabiner haben wollten und bei jeder Tour über den klobigen Falldämpfer des Cable Vario gemosert haben.
Anfangs hatten wir für Steffi und die Kinder noch die Edelrid Cable Vario (Herstellerseite) im Einsatz, weil deren Karabiner den Kindern besser gefielen als die der Mammut-Sets (damals gab's ja noch nichts anderes) und die Reichweite bei den Cable Vario zudem deutlich größer war. Zudem wog Florian damals noch unter 25 kg, und die Wahrscheinlichkeit auf eine sinnvolle Dämpfung war wegen des deutlich längeren Bremswegs beim Cable Vario höher. Ich lasse die Beschreibung hier für Interessierte stehen, auch wenn das Skylotec in meinen Augen in jeder Hinsicht besser sind.
Auf dem Falldämpfer der Cable Vario befindet sich eine kleine Drehscheibe mit Gewichtsangaben, wo man das Gewicht des jeweiligen Trägers einstellt. Der Inbus-Schlüssel befindet sich im Inneren des Falldämpfers, den man per Reißverschluss öffnen kann. Da kann man auch in der einen Hälfte die einstellbare Bremse und in der anderen das Band erkennen.
Das Edelrid Cable Vario wiegt (aufgrund des schweren Bandfalldämpfers) 620 g (auch hier ist die Angabe von 560 g auf den Shop-Webseiten falsch) und hat ebenfalls eine enorme Reichweite, 80 cm ungedehnt, 120 cm gedehnt. Das ist auch für Kinder sehr praktisch, da die sich nicht immer so nah am Drahtseil bewegen können wie Erwachsene. Zum Vergleich: die Mammut TecStep haben fast 20 cm weniger Reichweite! Damit hätte Florian die 2. Wand im Oberlandsteig vermutlich nicht unten auf den Tritten langgehen können, sondern wäre darüber geschwebt...
Drei Nachteile haben die Cable Vario:
Zusätzlich zum Klettersteigset sollte man auf richtigen Klettersteigen auch immer eine Rastschlinge dabeihaben. Wenn man mal eine Pause braucht, aber weder sitzen noch entspannt stehen kann (z.B. in einer senkrechten Passage), dann kann man die Rastschlinge am Anker oder einer Krampe einhaken und sich in seinen Gurt setzen und (ggfs. frei schwebend) ausruhen. Das KS-Set bleibt natürlich trotzdem zur Sicherheit am Drahtsteil!
Eine Rastschlinge besteht aus einer Bandschlinge (so um die 60-90 cm), die mittels Ankerstich normalerweise in einen Schraubkarabiner eingebunden wird. In der EU verkaufte Schraubkarabiner müssen mind. Bruchlastwerte von 20/7/7 kn aufweisen, das reicht für eine Rastschlinge problemlos, da man dort nicht reinstürzt, sondern sich reinsetzt. Ein Schraubkarabiner wird verwendet, damit sich Karabiner oder Schlinge nicht versehentlich ausklinken könen, allerdings kann es auch hier zu Unfällen kommen (wie bei Kurt Albert), darum rate ich nicht nur für Kinder von Schraubkarabinern ab, s.u. Die Schlinge wird ebenfalls mittels Ankerstich in die Einbindeschlaufe des Klettergurts eingebunden. Solange sie nicht gebraucht wird, hängt man den Karabiner einfach in eine Materialschlinge des Gurts so ein, dass die Schlinge nicht herunterbaumelt und behindert.
Grundsätzlich ist es eine gute Idee, wenn man ein paar Ersatzschlingen in anderen Längen dabei hat. Normalerweise verwenden wir 60cm-Schlingen, haben aber immer auch 90cm-Schlingen dabei.
Damit die Kinder dann im Zweifel auch schnell drankommen, "parken" wir die Karabiner bei schwierigen Passagen im Brustgurt ihrer Rucksäcke statt in der Materialschlaufe, dort sind sie am schnellsten erreichbar. In Kombination mit dem Skysafe-Karabinern konnte sich Florian dann innerhalb von 2 Sekunden mit der Rastschlinge ansichern.
Im Alpenvereinsheft "Panorama" 4/2015 gab es gerade eine aktuelle Untersuchung zur Lebensdauer von Bandschlingen. Die von uns verwendeten Dyneema-Schlingen sollen demnach bei starkem Gebraucht alle 3, spätestens aber alle 5 Jahre ausgetauscht werden. Auch wenn die Rastschlingen bei richtigem Gebraucht nur statisch belastet werden (Reinfallen wäre ja wegen der fehlenden Dämpfung ziemlich gefährlich) und das KS-Set immer zusätzlich sichert, sollte man die Lebensdauer seiner Bandschlingen trotzdem im Auge behalten...
Es gibt 3 Typen von Helmen: Hartschale, Hartschaum und Hybrid. Wir haben uns für einen Hybridhelm entschieden. Das ist ein Hartschalenhelm, der zusätzlich ein bisschen Polsterung enthält und dadurch bequemerer ist als ein reiner Hartschalenhelm, der nur durch Gurtsysteme am Kopf aufliegt.
Hartschaum-Helme sind ähnlich wie Fahrradhelme, wiegen weniger und schmiegen sich quasi an den Kopf. Dadurch ist natürlich auch die Durchlüftung schlechter und es kann leichter mal jucken. Außerdem sind diese Helme weniger stabil (wenn man aus Versehen mal drauftritt, sind sie hinüber) und haben eine eher weiche Außenhülle. D.h. wenn man beim Hochklettern/Aufstehen den Helm mal in ein spitzes Stück Felsen rammt, ist er kaputt. Das ist uns schon mehrmals passiert, hat aber unseren Hybrid-Helmen nichts ausgemacht.
Bei den Salewa Toxo G2 fanden wir das Drehrad zum Einstellen besonders praktisch. So kann man jederzeit problemlos den Sitz enger oder lockerer machen, und das hat sich schon als sehr angenehm herausgestellt, wenn man wie am Oberlandsteig oft zwischen Klettern und Gehen wechselt. Der Toxo G2 wiegt 390 g, die Junior-Variante (der rote Helm im Foto) ist etwas kleiner und wiegt 330 g.
Für Florians kleine Hände haben wir es nur im Fahrradladen geschafft, Handschuhe mit Ledereinsatz in der Größe zu bekommen (die einzigen KS-Handschuhe, die es von Salewa in XXS gibt, werden in verschiedenen Bewertungen als sehr rutschig beschrieben). Wir anderen drei hatten anfangs alle die Black Diamond Crag Half-Finger Glove. Ariane und mir waren die Finger aber zu kurz geschnitten, so dass wir mit den mittleren und teilweise sogar den unteren Fingergliedern doch immer ans Seil kamen. Darum haben wir uns nach dem Leiter-Klettersteig, wo wir viel und fest ins Seil greifen mussten und die Finger danach stark gerötet waren und ein bisschen weh taten, die Navyline Segelhandschuhe Super Soft mit nur 2 offenen Fingern (gibt's auch mit allen 5 Fingern abgeschnitten) in allen Größen bestellt und die nicht passenden zurückgeschickt. Im Laden hatten wir sie leider nicht gefunden.
Ariane und ich fanden die Handschuhe beim Härtetest auf der Pfeilspitzwand sehr angenehm (aber siehe Update unten). Ich hab mir übrigens den rechten Mittelfinger auch noch ganz oben aufgeschnitten und umgenäht, damit ich den Fotoapparat richtig bedienen kann (nein, der Zeigefinger reicht nicht immer :-)).
Auf dem Handrücken haben beide Handschuhe dasselbe angenehme, offenporige Nylon-Material, so dass die Hände nicht schwitzen. Das Leder auf der Innenseite ist bei beiden weich und sehr angenehm, bei den Navyline besteht es aus einer dünnen Schicht und einem robusten Aufsatz.
Steffi zieht immer noch die Black Diamond vor, wir können also keine allgemeine Empfehlung geben, jeder muss das selbst ausprobieren. Steffi hat im Vergleich zur Handbreite aber auch eher kürzere Finger, Ariane und ich eher längere. Ein Nachteil bei den 2-Finger-Modellen besteht darin, dass man beim Klettern am Fels weniger Griffgefühl hat.
Update: Inzwischen ist Ariane zur den Black Diamond zurückgekehrt, weil sie da beim festen Griff ins Seil einen besseren Grip hat als mit den Navyline. Mir ist das nicht so aufgefallen, aber Florian sagte genau dasselbe beim ersten Test mit seinen Navyline und wollte auch lieber wieder seine Fahrradhandschuhe haben. Vielleicht fällt mir das nur nicht so auf, da ich fester zupacken kann als die Kinder, aber nachdem beide übereinstimmend der Meinung sind, dass die Navyline weniger Grip haben, weise ich hier lieber explizit darauf hin!
Obwohl es ja nun Klettersteigsets mit kindgerechter Falldämpfung gibt, kann man auf Klettersteigen doch auf Stellen treffen, an denen man Kinder lieber zusätzlich (oder stattdessen) nachsichert. Z.B. wenn man an einer kurzen, aber schwierigen Stelle die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes für zu hoch hält. Oder wenn die Kinder aufgrund ihrer Körpergröße Probleme mit dem Umsetzen haben (oder an einer schwierigen Stelle keine Hand dafür frei ist) und man sie daher kurzzeitig lieber ohne KS-Set klettern lässt. Außerdem kann es auch Passagen ohne Drahtseilversicherung geben, bei denen man Kinder gerade im Abstieg lieber sichert. Die letzten beide Fälle treten z.B. am Oberlandsteig am Aichaer Teil, wo wir das Set erfolgreich einem ersten Praxistest unterzogen haben.
Zwar haben wir auf unserem Klettersteigkurs auch das Nachsichern mit Seil und HMS-Knoten gelernt, aber das Edelrid Via Ferrata Belay Kit hat einige Vorteile, die uns überzeugt haben:
Nicht geeignet ist das Belay Kit allerdings zum Abseilen! Nur zum Sichern beim selbständigen Hoch- und Runterklettern!
Das Via Ferrata Belay Kit gibt es mit 15 bzw. 25 m Seil, es kostet zwischen 70 und 80 Euro. Mit 15 m Seil wiegt es 1140 g (selbst gewogen; inkl. der von uns immer befestigten Karabiner sind es 1330 g). Der Packbeutel hat eine Höhe von 30 cm und je nachdem, wie stark man ihn platt oder rund quetscht, einen Durchmesser von ca. 16x13 cm.
In der Anleitung von Edelrid (Stand November 2012) werden einige Anwendungen gezeigt, die man vielleicht besser vermeiden sollte, z.B. das Einhängen des Sets in den eigenen Klettersteigkarabiner (Bilder 2a und 3a). Der kann das Gewicht des Kindes natürlich tragen. Aber wenn das Kind stürzt und man evtl. selbst vor Schreck auch noch abrutscht, dann hängt das Gewicht von 2 Personen am Klettersteigkarabiner. Dafür sind diese Karabiner trotz grosser Reserven eigentlich nicht vorgesehen.
Auch dass sich die Kinder mit ihren (einem oder beiden) Klettersteigkarabinern in die Seilschlaufe hängen ist aus meiner Sicht nicht empfehlenswert. Beide würden gar nicht reinpassen, und selbst für einen ist die Schlaufe recht eng. Das erschwert es dem Kind sehr, den Karabiner wieder aus der Schlaufe zu lösen, wenn die Gefahrenstelle vorüber ist und die Karabiner wieder ans Stahlseil sollen.
Wir verwenden daher zwei von unseren Belay Master Safebinern, um das Set damit unabhängig vom Klettersteigset des Vorsteigenden zu befestigen und um das Seilende beim Nachsteigenden in den Gurt einzubinden. In dem Fall sollte man aber unbedingt Safebiner nehmen und keine normalen (und deutlich weniger sicheren) Schraubkarabiner!
Wichtig:
Während das "Kind" ;-) hochklettert, zieht man das Seil durch die Sicherungsplatte nach unten und verstaut es sofort im Beutel, so dass gar kein Seilverhau entstehen kann. Man braucht zum Ziehen und Verstauen nur eine Hand, wenn man (anders als hier zwecks Fotografieren) den Beutel auf der Seite der Hand einhängt, mit der man das Seil zieht. Das Seil sollte immer so straff wie möglich gehalten werden.
Wenn das Kind runterklettert, muss man immer dann, wenn sich das Seil strafft, die Sicherungsplatte an der grünen Schlaufe hochheben und mit der anderen Hand das Seil nach unten durchziehen. Auch wenn es lästig sein kann, das vielleicht alle 10 Sekunden machen zu müssen, sollte man sich davor hüten, die Schlaufe dauerhaft oben zu halten oder gleich 2 Meter Seil durchzuziehen. Denn wenn das Kind dann ausrutscht, stürzt es zu weit! Also am besten nie mehr als 1-2 Armstreckungen Seil durchziehen.
Bei einem Sturz blockiert das Seil in der Sicherungsplatte augenblicklich, außer wenn man gerade die grüne Schlaufe hochhält. Allerdings zieht es an der dann ziemlich, so dass man sie vermutlich automatisch loslassen wird. Zudem "flutscht" das Seil selbst bei hochgehaltener grüner Schlaufe nicht durch, sondern hat eine ziemliche Reibung. Dass die Bremse wirklich hält, musste ich natürlich selbst mal ausprobieren :-)
Am Oberlandsteig (Aichaer Teil) wollten wir die Kinder beim Abstieg über einen recht steilen
Felsen sichern, dort gab es aber gar kein Drahtseil mit Ankern im Fels. Für diesen Fall haben
wir immer einige Bandschlingen (je 2 à 30, 60, 90 und 200cm) dabei, um uns
selbst an einem Baum
oder Felsen (oder das Kit z.B. an einem zu hoch liegenden Anker) ansichern zu können.
Empfehlenswert sind hier
Wichtig dabei ist, dass man selbst einen Standplatz hat, bei dem man stabil steht und die Bandschlinge zur Eigensicherung straff gespannt ist. Sonst zieht es einen ja beim einem Sturz des Kinder selbst erst noch weg, bis die Bandschlinge straff ist, und diese Entfernung fällt das Kind frei. Außerdem muss man immer in möglichst gerader Linie zwischen Kind und dem Baum (oder woran die Bandschlinge befestigt ist) stehen, sonst wird man bei einem Sturz seitlich weggezogen und verliert womöglich selbst das Gleichgewicht.
Falls der letzte, der absteigt, sich auch sichern will, weil der Abstieg wirklich gefährlich ist, geht das mit dem Belay Kit zur Not auch. Vorausgesetzt, oben befindet sich ein Anker oder ein Baum. Darum führt man das Seil und befestigt dann beide blauen Ende an seiner eigenen Gurtschlaufe.
Nun gibt man sich selbst Seil nach, indem man wieder die grüne Schlaufe in dieselbe Richtung wie die blaue Schlaufe zieht, also zum Körper hin, und das Seil in die andere Richtung durchzieht, vom Körper weg. Dann kann man wieder ein Stück abklettern. Unten angekommen löst man die kleine blaue Schlinge (das Seilende, nicht die Sicherungsplatte) aus dem Karabiner und zieht das Seil einfach runter.
Bedenken muss man dabei, dass das Seil bei so einem eigenen Abstieg doppelt geführt wird, man selbst also nur 7,50 m absteigen kann, während man die Kinder vorher 15 m runterlassen konnte (bzw. 12,50 m und 25 m in der längeren Kit-Variante)!
Als es noch keine kindgerechten Klettersteigsets gab, waren wir auf den versicherten Steigen mit Reepschnüren und Klettersteigkarabinern unterwegs. Das war da noch ok, weil es keine Möglichkeit gab, auch nur einen Meter senkrecht zu fallen. Man wäre dort eher schräg irgendwo abgerutscht, und da gibt es kein Problem mit dem Fangstoß. Aber schon am Oberlandsteig war's grenzwertig, und darum waren wir dann auch sehr froh, als die kindgerechten Sets auf den Markt kamen.
Da heutzutage die Auswahl an Klettersteigsets, die ab 30 kg auslösen, immer größer wird, sollte man sich für die Kinder unbedingt welche zulegen und auch auf versicherten Steigen keine Eigenbau-Lösungen mehr verwenden.
Die Fragestellung bezieht sich auf versicherte Steige wie den Rinnkendlsteig usw. (auf Klettersteigen ist es natürlich sowieso Pflicht). Unsere Empfehlung lautet: Ja!
Obwohl beide Kinder an unserer ersten Anseilstrecke, dem Burgberger Hörnle, sehr sicher unterwegs waren, habe ich doch gemerkt, dass man ab und zu mal beide Hände braucht, um zu helfen oder nochmal das Umsetzen zu zeigen etc. (oder schöne Fotos von den kraxelnden Kindern zu machen :-D). Und wenn man da keine Hand mehr für's Seil übrig hat, ist es beruhigend, wenn man auch selbst angesichert ist.
Außerdem kann es natürlich wirklich mal passieren, dass die Kinder abrutschen. Und spätestens, wenn die dann panisch einen halben Meter neben dem Weg über dem Abgrund baumeln und mit den Armen fuchteln, ist man über die Eigensicherung froh, damit man nicht selbst beim Rettungsversuch abstürzt.
Für uns gilt daher: alle ans Seil oder keiner.
Florians "Petzl Simba"-Gurt inkl. Schnapper: | 458 g |
Arianes "Skylotec Minitec"-Gurt: | 355 g |
Eltern-Gurt: | 450 g |
Edelrid Cable Vario: | 620 g |
Skylotec Skysafe Set: | 660 g |
Helme: | 330 bzw. 390 g |
Rastschlinge mit Skylotec-Karabiner: | 150 g |
Belay Kit: | 1330 g inkl. HMS-Karabiner |
Gerade die Skylotec-Karabiner sind wegen der Stahlausführung mit 145 g ziemlich schwer, der Belay Master 2 mit 95 g ist auch kein Leichtgewicht. Man schleppt also insgesamt um die 4-5 kg an Ausrüstung ohne bzw. 5-6 kg mit Helmen durch die Gegend. Wenn wir Sets und Helme dabei haben, müssen darum die Kinder ihre Ausrüstung inzwischen selbst tragen.
Das Hintergrundbild stammt von http://www.grsites.com.